Am Projekt nahmen 16 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 8 bis Q1 teil. Im Zentrum des Projekts stand die Exkursion zur ehemaligen Anstalt Brauweiler, wozu Alexandra Deckers (9e) berichtet:
Im Rahmen der Projekttage zur Demokratieförderung vom 03. bis 06.09.2025 ging es für die Projektgruppe „Jugend im Schatten des 2. Weltkriegs“, unter der Leitung von Herrn Dr. Wiernicki-Krips am ersten Projekttag in die Abtei Brauweiler. Die Exkursion begann um 08:40 Uhr am Dürener Bahnhof, von wo aus wir zum Bahnhof Frechen-Königsdorf fuhren. Während wir auf den Bus in Richtung der Abtei warteten, las Herr Wiernicki-Krips uns den Text der Gedenktafel nahe des Bahnhofs vor, auf der an die Geschehnisse des 13. und 15. Novembers 1938 erinnert wird. Denn an diesen beiden Tagen fuhren Züge, mit zuvor während der Reichspogromnacht verhafteten Menschen aus Köln und angrenzenden Kreisen, mit dem Ziel des Konzentrationslagers Dachau ab. Die Inhaftierten wurden vor ihrer Deportation in das Sammellager Brauweiler gebracht, von wo aus sie am Tag ihres Abtransportes zum Bahnhof marschieren mussten.







In der Abtei Brauweiler angekommen, erwartete uns ein 3-stündiger Workshop, in dem wir sowohl über ihre Geschichte informiert wurden, als auch eine Führung über das Gelände erhielten. So wurde uns auch von dem Gründungsmythos erzählt, welcher besagt, dass sich einer Frau im Traum unter einem Maulbeerbaum eine göttliche Vision offenbarte, welche sie dazu inspirierte, ein Kloster auf dem Brauweiler Hofgut zu errichten. Fast 800 Jahre lang diente das Gelände als Kloster, bis es 1802 zur Auflösung kam.
Nach der Nutzung als Bettlerdepot unter französischer Führung, erweiterten die Preußen das Gelände der Abtei zur „Provenzial-Arbeitsanstalt Brauweiler“. Dort wurden Landstreicher, Obdachlose, Prostituierte und Menschen mit Spielsucht inhaftiert, welche durch (harte) Arbeit zu disziplinierten und produktiven Gesellschaftsmitgliedern werden sollten. Zudem existierten Sonderabteilungen für Alkohol- und psychisch Kranke, als auch für schwer erziehbare Jugendliche. In dem Frauenhaus der Arbeitsanstalt waren bis zu 300 Insassinnen untergebracht, welche z. B. in der Küche oder der Wäscherei arbeiteten.
Im Frühjahr 1933 trafen erste, zum Großteil aus dem Ruhrgebiet stammende Häftlinge im Rahmen von Massentransporten aus dem Lager Bergkamen-Schönhausen in Brauweiler ein. Jedoch wurde dieses frühe KZ Brauweiler ein Jahr später aufgelöst. Während des Zweiten Weltkriegs wurden in der Arbeitsanstalt Brauweiler zahlreiche Menschen wie Gegner der NSDAP oder Anhänger von Widerstandsgruppen inhaftiert, darunter auch Jugendliche, die sich der Hitlerjugend verweigerten. Zwar wurde die Mehrheit der jungen Inhaftierten mit einer Ermahnung entlassen, einige Jugendlich aber wurden in Jugendkonzentrationslager gebracht.






In dem zweiten Teil unseres Workshops in der Abtei erhielten wir eine Führung durch die Gedenkstätte im Keller des ehemaligen Frauenhauses, wo sich Isolationszellen befanden. Solch eine Isolationshaft konnte zwischen 1 Tag und 4 Wochen lang andauern. An den Wänden beider Zellen, die besichtigt werden konnten, sind Inschriften der Insassinnen zu erkennen, von denen man allerdings noch nicht weiß, ob sie aus der Zeit des Nationalsozialismus, oder aus den 1950/60-ern stammen. Da die Zellenwände mindestens fünfmal neu gestrichen wurden, ist davon auszugehen, dass sich unter den Farbschichten weitere Inschriften befinden. Nach der Besichtigung der Gedenkstätte wurden wir in 4-er Gruppen eingeteilt, von denen jede Gruppe die Akte eines Insassen, sowie die Aufgabe, das Leben dieser Person als Fluss darzustellen, erhielt.
Abschließend bedankten wir uns bei den Leitern des Workshops für die lehrreichen Einblicke in die Geschichte der Abtei Brauweiler – und mit ihr in die Schicksale einzelner Inhaftierten – und fuhren wieder zurück zum Dürener Bahnhof, an dem die Exkursion gegen 14 Uhr endete.
(Quellen: Besuch der Abtei, sowie www.abteibrauweiler.lvr.de)
Die Exkursion diente als Impuls für die Erstellung verschiedener Produkte, z. B. in Form von Plakaten, eines gemalten Lebenslaufs oder Powerpoint-Folien, die am Präsentationstag präsentiert wurden. Einen Eindruck davon vermitteln die hier zu sehenden Fotos.
(Wki)
Fotos: Alexandra Deckers, Louisa Korge, Dr. Tobias Wiernicki-Krips