Der 9. November ist bekannt als der „Schicksalstag der Deutschen“. Es ist ein Datum, an welchem Geschichte geschrieben wurde und nicht nur, wie beim Fall der Berliner Mauer 1989, im positiven Sinne, denn zugleich ist dieser Tag auch ein Symbol für einige der dunkelsten Kapitel unserer Vergangenheit, den Hitler-Putsch 1923 und vor allem die Reichspogromnacht 1938, an welche wir mit unserer Mahnwache erinnerten.



Die Mahnwache zeigte dabei, dass das Thema Antisemitismus nicht nur ein Kapitel der Vergangenheit ist, sondern heute genauso aktuell ist wie damals. Um an die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung zu erinnern, hielten zehn Schülerinnen und Schüler des Projektkurses von Herrn Klemm, unterstützt von Herrn Dr. Jaeger und dem Dürener Stadtmuseum, vertreten von Frau Höner und Herrn Hilger, am 9. November eine Mahnwache vor dem Amtsgericht in Düren ab.
In der Projektwoche im September bereiteten wir Plakate vor, welche Einzelschicksale Dürener Jüdinnen und Juden sowie Karten jüdischer Geschäfte beinhalteten. In den insgesamt drei Tagen der Vorbereitung durften wir einem Vortrag von Herrn Hahne beiwohnen und einen Rundgang mit Herrn Dowe zu den Stolpersteinen in Düren machen, bei denen wir wertvolle Einblicke in die erschreckenden Schicksale vieler Dürener Jüdinnen und Juden erlangen konnten. Die restliche Zeit verbrachten wir mit Frau Höner sowie ihren Kolleginnen und Kollegen des Stadtmuseums Düren, wo wir zu unseren, vorher zugeteilten, Berufsgruppen Recherche betrieben.
Am Abend des 9. November trafen wir uns eine halbe Stunde vor Beginn der Mahnwache am Amtsgericht, um die von Vanessa Schiffer und Fynn Didolff vorbereiten Davidsterne aus Teelichtern aufzubauen, noch ein letztes Mal unsere Texte zu üben und uns mit der von Herrn Vaut zur Verfügung gestellten Technik vertraut zu machen. Um Punkt 19 Uhr begann die Mahnwache mit dem Glockengeläut der Marienkirche. Etwa fünf Minuten später eröffnete Herr Dr. Jaeger die Veranstaltung. Anschließend berichteten wir von der Arbeit in der Projektwoche. Darauf folgte das Vorstellen der Plakate der einzelnen Gruppen.
Wir präsentierten die Lebensgeschichten der Dürener Jüdinnen und Juden, mit denen wir uns beschäftigt hatten. Es ging dabei nicht nur um Daten und Fakten, sondern um Menschen mit Familien, Berufen, Hoffnungen und Zukunftsplänen. Zum Abschluss richtete Herr Klemm noch einige Worte an die rund 30 Versammelten. In der etwa halben Stunde nach den offiziellen Beiträgen ergab sich noch die Möglichkeit zu Gesprächen. Interessierte konnten sich die Plakate und die Karte mit den jüdischen Geschäften noch einmal genauer ansehen, Fragen stellen und mit uns ins Gespräch kommen, wobei sie auch ihre Sorgen äußerten.
Sie wiesen darauf hin, wie wichtig es ist, dass die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus lebendig bleibt. Gerade in einer Zeit, in der antisemitische Parolen, Hass und Ausgrenzung wieder lauter werden, ist es entscheidend, antisemitische Ausgrenzung und Anfeindungen, damals wie heute, nicht unbeachtet zu lassen. So wurde aus der Mahnwache nicht nur ein stilles Gedenken, sondern auch ein Austausch darüber, was diese Geschichte für uns heute bedeutet. Umso bewegender war es für uns, dass der offizielle Israel-Account (@stateofisrael) unsere Mahnwache repostet und damit unsere Arbeit sichtbar gemacht hat.
Text: Vanessa Schiffer und Fynn Didolff
Fotos: Heiner Hilger und Dr. Thomas Rubel