Berührung mit der Geschichte: Ein Ausflug in das Mittelalter

5.10.2021 | Aktuelles, Allgemein, Exkursionen, Geschichte

Im Mittelalter war das Landschaftsbild von vielen Burgen geprägt. Auch in der Umgebung von Düren gab es prächtige Burgen. Eine davon besuchten wir, die Klasse 7a, an unserem Wandertag, wir fuhren zur Burg Nideggen. Dort führte uns eine Mitarbeiterin des Museums durch die Burg und wir erfuhren, dass der große Turm der Burg der älteste Teil der Burg ist und Bergfried heißt. Der Bergfried wurde 1177 gebaut. Dort konnten 50 bis 60 Menschen wohnen, die über eine Holzleiter in den Turm hineingelangten. Nur Frauen wurden mit einem Korb heruntergelassen.

Unsere Führerin berichtete aber nicht nur, wie die Burg gegründet wurde, sondern erzählte auch etwas über die Entwicklung der deutschen Sprache. So erfuhren wir unter anderem eine Erklärung für den Ausdruck „jemandem einen Korb geben“. Wenn man verliebt war und die Frau im Bergfried wohnte, hieß „jemandem einen Korb geben“, einen Korb herunterlassen, in den sich der Mann hineinsetzen konnte und hochgezogen wurde. Früher im Mittelalter hatte dies eine gute Bedeutung, jedoch hieß „jemanden einen Korb geben“ später, dass eine Frau einen Heiratsantrag ablehnt. Die Frau zog natürlich den Korb nicht selber hoch, sondern Männer, die dafür zuständig waren. Wenn der Mann (der hochzog), aber gemerkt hatte, dass die Frau vergeben war, hat er den wartenden Mann auf dem Weg nach oben „hängen lassen“. Dies bedeutet heute, jemandem nicht zu helfen.

Mit Faszination lauschten wir den alten Legenden und Erzählungen von Kriegen rund um die Burg sowie den seltsamen Gebräuchen und Sitten des Mittelalters. Gabeln galten aufgrund ihrer Form als Teufelswerkzeug, weil es die Menschen an den Dreizack des Teufels erinnerte. Deshalb wurden beim Essen auch keine Gabeln verwendet. Fensterglas war noch nicht weit genug entwickelt, weshalb man in Öl getränkte Tücher vor die Fenster hängte, um den Wind abzuhalten.

Berühmte oder große Persönlichkeiten wurden im Verlies der Burg eingesperrt und Lösegeld für sie gefordert. So entstand unter anderem der berühmte Kölner Dom, da die Kölner das Lösegeld für ihren Erzbischof, Konrad von Hochstaden, nur zahlen wollten, wenn er ihre alte, kleine Kirche abreißen ließe. Nach neun Monaten gab er nach und wurde aus dem Verlies befreit. So wurde der Grundstein für einen heutigen Touristenmagnet genau genommen im Verlies von Nideggen gelegt. Für uns Schüler war es ein überwältigendes Erlebnis, selbst in das Verlies zu gehen. Allerdings wurden wir nicht durch das sogenannte „Angstloch“ hinuntergelassen, sondern gingen durch einen neu eingerichteten Wanddurchgang.

Es gab natürlich auch andere Konsequenzen als nur das Verlies für einen Angeklagten. Ein Bürger, der z. B. ein Huhn gestohlen hatte, wurde an den Pranger gestellt, wo die Leute ihn beschimpfen und mit Unrat bewerfen konnten. Daher auch das Sprichwort „etwas anprangern“. Hatte jemand seine Arbeit nicht ordentlich erledigt, sollten das alle erkennen können. Handwerker im Mittelalter folgten einem strengen Ehrenkodex, und als Zeichen dafür bekamen sie einen goldenen Ohrring. Wer gegen die Regeln des Kodex verstieß, bekam als Zeichen der Entwürdigung diesen Ohrring herausgerissen. Dadurch entstand ein Schlitz im Ohr, und jeder konnte das sogenannte „Schlitzohr“ sofort erkennen. Man konnte dann davon ausgehen, bald keinen Auftrag mehr zu erhalten.

Es gab viele brutale Strafen: Wenn man zum Beispiel einen Menschen ermordet hatte, wurde man festgeschnürt. Dann kam ein Bauer mit einem Wagen, der sehr schwer war, und der Wagen wurde über die Person gefahren. Wenn die Person danach fliehen wollte, konnte sie es nicht, weil alle Knochen gebrochen waren. Hiervon kommt die Redewendung: „Ich fühle mich wie gerädert.“ Im Mittelalter gab es eine strenge Ordnung, was Kleiderfarben betraf, nach der Bauern und niedere Leute nur Farben der Natur und Adlige Rot, Blau und andere Farben tragen durften. Da waren wir Schüler sehr erleichtert, dass wir heute jede Farbe tragen dürfen, die nach unserem Geschmack ist.

Auf Burgen, auch in Nideggen, wurden Ritter ausgebildet. In der Regel waren dies Rittersöhne, und durch die Geburt als Rittersohn war ihnen dieses Leben vorbestimmt. Mit sieben Jahren zogen die Jungen auf eine Burg und wurden Pagen. Dort lernten sie höfische Sitten, aber auch das Kämpfen. Hiervon stammt auch das heutige Wort „höflich“ ab. Mit 14 Jahren wurden sie dann zu Knappen ernannt, die einem Ritter zur Seite standen und halfen. Und endlich mit 21 Jahren wurden die jungen Männer zum Ritter geschlagen und durften dann auch die eiserne Rüstung mit 250 schweren Platten anlegen, was man als Privileg betrachtete.

Die Ritter durften mit den Adelsmännern gemeinsam im Rittersaal speisen. Nachdem die Tafel aufgehoben worden war, was bedeutet, dass man große Tische mit den nun leeren Tellern und Bechern anhob und aus der Halle trug, erschienen die Gaukler und Troubadoure, die „lebenden Zeitungen“ des Mittelalters, und unterhielten die Anwesenden mit akrobatischen Vorstellungen, Liedern von Legenden und Geschichten von außerhalb der Stadt.

Aber nicht alle Burgherren waren so edelmütig, wie man denkt. Wir erfuhren von Wilhelm II. aus Jülich, der die Burg erbauen ließ, dass er dies nur konnte, weil er Alveradis Molbach heiratete, die viel Land und viel Geld erben sollte. Nach dem Tod ihres Vaters erhielt Wilhelm das Geld und baute die Burg in Nideggen, nicht in Jülich, denn dieser Standort war durch seine Steilhänge viel sicherer und schützte vor Feinden.

Wilhelm II. aber war ein Trinker und seiner Frau Alveradis untreu. Irgendwann kam es sogar so weit, dass er sie aus dem Weg räumen wollte. Wilhelm beauftragte eine Magd, Alveradis mit Honig zu bestreichen, sie dann in einen Käfig zu sperren und an der Schlossmauer aufzuhängen, wo das Gift unzähliger Bienenstiche sie töten sollte. Er selbst aber ritt mit einem Freund Richtung Köln. Als Alveradis schrie, weil die ersten Bienen sie stachen, kamen die Frauen, holten sie aus dem Käfig und halfen ihr beim Anziehen und Abwaschen. Als Wilhelm zurückkam und sah, dass seine Frau noch am Leben war, ritt er auf seinem Pferd so ungestüm davon, dass es ihn abwarf und er sich das Genick brach.

Selbst auf dem Rückweg durch den Wald traf die Klasse noch auf ein Stück Geschichte, als sie den „Teufelstritt“ durchquerten, einen Pfad zwischen zwei großen Felsen mit einer Einkerbung, die an einen Teufelsfuß erinnert. Der Sage nach predigte ein Priester jeden Tag von der Spitze eines Felsen, welcher durch eine kleine Schlucht von seiner anderen Hälfte getrennt ist. In dieser kleinen Schlucht warteten täglich Leute auf ihn, doch als er eines Tages zu spät kam, predigte bereits der Teufel mit seinen dunklen Gedanken zu den Menschen. Der Priester konnte den Teufel zwar verjagen, aber dieser hinterließ auf seiner Flucht einen riesigen Abdruck in der anderen Hälfte des Felsens.

Für unsere Klasse war es ein sehr informativer Tag – wer würde nicht gerne eine Reise ins Mittelalter für einen Tag wagen?

Text: Klasse 7a
Fotos: Jus

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