Der Zeitzeuge informierte am 18. Januar 2023 Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte über das Leben in DDR und die Verfolgung durch die Staatssicherheit. Peter Hippe freute sich am Ende des langen Tages sichtlich über das von Herrn Klemm stellvertretend für die Fachschaft Geschichte überreichte Exemplar der Schulgeschichte des Stiftischen Gymnasiums, das er als Präsent für seinen Vortrag vor den Lehrerinnen und Lehrern der Fachschaft erhielt.
Im rund anderthalbstündigen Vortrag berichtete er gewohnt eloquent über seine Erfahrungen und Erlebnisse mit der Staatssicherheit in der ehemaligen DDR. Der emotionale Vortrag beinhaltete neben den Schilderungen seiner Kindheit bei seiner Großmutter – der Vater war im Krieg gefallen und die Mutter in die BRD geflüchtet – vor allem seine Haftzeit in einem Jugendwerkshof in Potsdam, in der Folge eines gescheiterten Fluchtversuches zu seiner Mutter in die BRD.
Die dortigen unmenschlichen Haftbedingungen, um ihn zu einem „sozialistischen Menschen“ zu erziehen, erfolgten vor allem durch die „Selbsterziehung“ der Jugendlichen, die überwiegend kriminell und nur in der Minderheit wie Peter Hippe aus politischen Gründen inhaftiert waren. Der einzige Ausweg sei die Mitarbeit als Spitzel der Staatssicherheit gewesen, so Peter Hippe, aber aufgrund seines Auftrags, ehemalige Mitschüler und Freunde auszuspionieren, kaum möglich gewesen, da viele von ihnen bereits die DDR durch Flucht verlassen hatten.
Der beständig wachsende Druck der Staatssicherheit habe ihn zu einem letztlich gescheiterten Suizidversuch geführt, nachdem die Staatssicherheit schließlich von ihm abgelassen habe. In der Folgezeit qualifizierte sich Peter Hippe, dem trotz guter schulischer Leistungen das Abitur aus politischen Gründen verwehrt blieb, durch das Absolvieren einer Eignungsprüfung an der Hochschule Leipzig ein Studium im Bereich Bauingenieurwesen erfolgreich weiter und gründete mit seiner Frau eine Familie. Der Gedanke an eine Flucht in den Westen habe ihn aber immer begleitet, so Peter Hippe.
Nach insgesamt 17 Ausreiseanträgen, die allesamt abgelehnt wurden und ihn seinen „guten Job“ in einem Baukombinat kosteten, sowie zahlreichen erwogenen und wieder verworfenen Fluchtgedanken, gelang schließlich das Verlassen der DDR durch eine „Besetzung“ der US-Botschaft in Ost-Berlin, die zum Freikauf der 13 Mitbesetzerinnen und Mitbesetzer durch die BRD führte. Das Glücksgefühl beim Verlassen der DDR werde er nie vergessen, so Peter Hippe, und schloss seinen Vortrag mit einem Appell hinsichtlich des unschätzbaren Wertes eines Lebens in Freiheit und Demokratie, wofür es sich zu kämpfen lohne!
Zuvor hatte der im letzten Jahr mit dem Ehrenabitur der bischöflichen St. Angela-Schule ausgezeichnete und in diesem Jahr für die Bürgermedaille der Stadt Düren vorgeschlagene Zeitzeuge, der seit 34 Jahren in Düren lebt, seine Lebensgeschichte den Schülerinnen und Schülern des Grundkurses Geschichte der Jahrgangsstufe Q2 auf Einladung des Geschichtslehrers Herr Klemm vorgestellt. Die angehenden Abiturientinnen und Abiturienten bedankten sich im Anschluss mit persönlichen Nachrichten:
„Sehr geehrter Herr Hippe,
wir danken Ihnen für die einzigartigen Einblicke in Ihre Lebensgeschichte. Es war sehr bereichernd, aus erster Hand über das Leben in der DDR zu erfahren. Besonders beschäftigt hat uns die (aus unserer Perspektive) absurde Lebensrealität der DDR. Ihr Mut und ihre Ausdauer auf dem Weg zur Freiheit sind bewundernswert wie inspirierend. Alles Gute und viel Erfolg bei weiteren Schulbesuchen!“
(Karla Becker und Marie van de Bruck)
„Sehr geehrter Herr Hippe,
das gestrige Gespräch fanden wir alle sehr beeindruckend, und waren am Ende alle sehr beeindruckt! Ihre Geschichte ging uns dabei sehr nahe und wir waren froh, über Ihre Offenheit uns gegenüber. Ihr Kämpferherz hat uns alle sehr begeistert und es war interessant zu hören, dass sie nie aufgegeben und immer weitergekämpft haben. Auch den Schlussappell fanden wir sehr gelungen und nehmen uns diesen zu Herzen. (…)“
(Luis Schäfer und Philipp Thielen)