Zehn Stelen weisen als „Steine des Anstoßes“ in Düren auf Orte in der Stadt hin, wo zur Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft Menschen unsagbar gelitten haben. Im Jahr 1988 schuf der Künstler Ulrich Rückriem dieses dezentrale Denkmal im Auftrag des Dürener Stadtrates. In jedem Jahr versammeln sich Menschen am 9. November an den Stelen, um an die Reichspogromnacht vom 9. November 1938 zu erinnern, in der überall in Deutschland und Österreich Synagogen in Brand gesetzt, verwüstet und geschändet, organisierte und gelenkte Gewaltmaßnahmen gegen Jüdinnen und Juden gerichtet wurden.
Der Geschichte-Zusatzkurs der Jahrgangsstufe Q2 des Stiftischen Gymnasiums gestaltete in diesem Jahr die Gedenkveranstaltung an der Stele am Amtsgericht gemeinsam ihrem Geschichtslehrer Dr. Achim Jaeger, der zunächst allen Anwesenden für ihr Kommen dankte und dann einen allgemeinen und lokalgeschichtlichen Rückblick gab.
Im Anschluss trug die Schülergruppe Augenzeugenberichte vor, die einen Eindruck von den fürchterlichen Geschehnissen des Pogroms und seiner Folgen vermitteln. Zudem erinnerten sie an das Schicksal zweier ehemaliger Schüler des Stiftischen Gymnasiums: Leopold Sally Mayer (geb. 1921) wurde nach der Emigration in die Niederlande über Westerbork ins Ghetto Theresienstadt, dann nach Auschwitz verbracht und schließlich ins KZ Dachau deportiert, wo er kurz nach der Befreiung des Lagers starb. Sein Bruder Bernd Alfred (Abraham) Mayer überlebte seine 1944 erfolgte Deportation nach Bergen-Belsen und konnte aus dem KZ befreit werden.
Vor Jahren hatte er das Stiftische Gymnasium besucht und auch Gespräche mit Schülern geführt. Für die in der Bonner Straße 8 verlegten Stolpersteine, die heute an Mitglieder der Familie Mayer erinnern, übernahm das Stiftische Gymnasium bei der Verlegung eine Patenschaft. Auch daran wurde gedacht und die Hoffnung ausgesprochen, dass gegenwärtig und künftig Menschlichkeit stärker sein möge als Ausgrenzung, Antisemitismus und Diskriminierung.
Fotos: Ben Böhmer