Erinnern! Mahnwachen zum Gedenken an die Opfer der Reichspogromnacht

28.11.2023 | Aktuelles, Allgemein, Geschichte, Veranstaltungen

85 Jahre nach der Reichspogromnacht vom 9./10. November 1938 versammelten sich an den zehn Rückriem-Stelen in Düren zahlreiche Menschen, um an die antisemitischen Gräueltaten jenes Tages sowie an die Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern und ein Zeichen gegen Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit zu setzen.

Zahlreiche Menschen versammelten sich am 9. November vor dem Dürener Amtsgericht (Foto: Rudi Böhmer).

Die Mahnwache an der vor dem Dürener Amtsgericht platzierten Rückriem-Stele wurde in diesem Jahr inhaltlich erneut von einem Leistungskurs Geschichte des Stiftischen Gymnasiums gestaltet. Kursleiter David Silbernagel hatte mit den Schülerinnen und Schülern eine Reihe von Texten und Zeitzeugenberichte vorbereitet, die nun in angemessener Weise zu Gehör gebracht wurden.

Im Anschluss an einen musikalischen Auftakt wurden die Menschen, die sich am Amtsgericht versammelt hatten, begrüßt und in die Thematik des Abends eingeführt. Dann folgte die Schilderung der gewaltsamen antisemitischen Übergriffe, denen die jüdische Bevölkerung am 9. November 1938 im Deutschen Reich und im „angeschlossenen“ Österreich ausgesetzt war, wobei der Blick schließlich auf die damalige Situation in Düren und insbesondere auf die der jungen Menschen – wie beispielsweise der jüdischen Schüler des Stiftischen Gymnasiums –gerichtet wurde. An den ehemaligen Mitschüler Leopold Mayer (Jahrgang 1921), der 1938 nach Holland flüchtete, dann in Westerbork interniert und 1944 nach Theresienstadt, später nach Auschwitz deportiert wurde, und am 16. Mai 1945 in Dachau starb, erinnert heute ein Stolperstein in der Bonner Straße 8 in Düren.

Jugendliche des Leistungskurses Geschichte erinnerten an die Pogromnacht 1938 (Foto: Rudi Böhmer).

Es wurden erschütternde Berichte vorgelesen, die zum Beispiel die Brandstiftung und Plünderung der Dürener Synagoge an der Schützenstraße betrafen. Das Gotteshaus ging am frühen Morgen des 10. November 1938 in Flammen auf. Überall zerstörten SA- und SS-Trupps alles, was ihnen als jüdisch bekannt war. In Düren legte auch der stellvertretende Kreisleiter Georg Logau Hand an, als die Synagoge an der Schützenstraße angezündet wurde. Der Familie des Synagogendieners Holländer gelang noch in letztem Moment die Flucht vor den Flammen, während die Feuerwehr ein Übergreifen des Brandes auf die Nachbargrundstücke verhinderte. Ebenso wurde an die Willfährigkeit des damaligen, gleichgeschalteten Amtsgerichts erinnert, das „im Namen des Volkes“ Urteile im Sinne der NS-Ideologie fällte.

Am Ende der Mahnwache, die in jedem Jahr zeitgleich an allen zehn Standorten der Rückriem-Stelen stattfindet, dankte Dr. Achim Jaeger den Schülerinnen und Schülern für ihr Engagement und die sorgfältige Vorbereitung der Gedenkveranstaltung. Zudem wies er zur vertieften Auseinandersetzung mit dem Verlauf der Pogromnacht in Düren und dem Leben der Dürener jüdischen Bevölkerung auf das von Neomi Naor und Nika Robrock vorgelegte Buch „Erinnerung. Eine Dokumentation über die Jüdinnen und Juden in Düren von 1933 bis 1945“ hin und ebenso auf Publikationen zu den Synagogen im Kreis Düren und zu den Rückriem-Stelen. Die etwa 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Mahnwache setzten durch ihre Anwesenheit ein Zeichen gegen das Vergessen, denn: „Nie wieder“ ist heute.

Kategorien

Archiv

Termine

Alle unsere Termine finden Sie auf unserer Termine-Seite.

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner