Krimiautor Olaf Müller zum fünften Mal zu Gast bei „Lesung und Gespräch“.
Nachdem die angekündigte Lesung mit Olaf Müller Ende März 2022 kurzfristig hatte ausfallen müssen, konnte Dr. Achim Jaeger den Dürener Autor am 26. April 2022 am Stiftischen Gymnasium begrüßen. Die anwesenden Krimi- und Literaturfreunde kamen an diesem Abend ganz auf ihre Kosten, als Kommissar Fett erneut in Düren ermittelte. Dabei erstreckte sich diesmal der Raum der Romanhandlung weit über das Dreiländereck und die Nordeifel hinaus bis nach Südostpolen, Kalabrien und Afrika. Denn die zentrale Ausgangsfrage des jüngsten Kriminalromans lautet: Wo blieb Rommels Gold, das 1943 in Tunesien geraubt wurde? Die Spur führt den Aachener Kommissar Fett und seine Kollegin Conti recht bald zum ehemaligen Dürener Vorbahnhof, wo die beiden ihre Arbeit aufnehmen.
Olaf Müller führte zunächst in sein aktuelles Buch ein. Der Vorbahnhof sei für ihn auch mit vielen persönlichen Erinnerungen verbunden, da er als Kind oft dort mit anderen gespielt habe. Aber auch die Bedeutung der Anlage in der Zeit des Zweiten Weltkrieges hob er hervor. Dann machte er das Publikum mit einigen Charakteren bekannt, die im Verlauf seiner Story eine entscheidende Rolle spielen. Mit einem Augenzwinkern und trockenem Humor vermittelte er Einblicke in die Aachener Szene. Andererseits las der Autor, dessen Romane immer einen wahren Hintergrund haben, auch Passagen, die nachdenklich stimmten und zu einer kritischen Auseinandersetzung mit der deutschen und europäischen Geschichte animierten. Vieles, was die Zeit des Nationalsozialismus betrifft, gelte es noch aufzuarbeiten. So findet beispielsweise der am 19. November 1942 im Ghetto von Drohobycze erschossene polnisch-jüdische Autor Bruno Schulz mit seinem Buch „Die Zimtläden“ Erwähnung.
Bei seiner mitreißenden Lesung verstand Olaf Müller es, bei seinem Publikum gleichermaßen Spannung zu erzeugen und Nachdenklichkeit zu bewirken. Sein kritischer Blick war dabei auf die auf die deutsche und europäische Geschichte in der Zeit des Zweiten Weltkrieges gerichtet, sparte aber auch heutige politische und gesellschaftliche Themen nicht aus. Bei den unterhaltsamen Passagen kam andererseits heitere Stimmung auf. Olaf Müller lies durch seinen lebhaften Vortrag bei den Zuhörerinnen und Zuhörern genaue Bilder im Kopf entstehen, was im Gespräch nach der Lesung unter anderem zu der Frage führte, wie der Autor es schaffe, so genaue Vorstellungen von der Umgebung und den Protagonisten des Buches zu vermitteln,
Anhand von einigen Fachbüchern und Romanen anderer Autoren, die er zur Lesung mitgebracht hatte, erläuterte Olaf Müller seine Arbeitsweise und gewährte damit einen Blick in seine literarische Werkstatt. Bemerkenswert ist an dieser Stelle, dass Olaf Müller bei seinen Recherchen auch auf eine Facharbeit zurückgriff, welche die ehemalige Stift-Schülerin Carolin Maaßen im Schuljahr 2015/2016 über den Dürener Vorbahnhof geschrieben hatte (vgl. Stiftinfo Dezember 2016, S. 21). Der Text ist abrufbar auf der Homepage der Gemeinde Merzenich (https://www.gemeinde-merzenich.de/politik/bahnbetriebswerk-dueren-vorbahnhof-merzenich.php). Dr. Achim Jaeger hatte das Projekt seinerzeit ebenso betreut wie eine weitere Facharbeit, die Leon von der Weiden in diesem Schuljahr über historische Schauplätze als Handlungsorte in Olaf Müllers Kriminalromanen verfasste.
Am Ende der Lesung verriet Olaf Müller, dass Kommissar Fett bereits dabei ist, einen neuen Fall zu lösen, den der Autor im Frühjahr 2023 in der Reihe „Lesung und Gespräch“ vorstellen wird.