Unter dem Leitgedanken, Demokratie zu erleben statt nur darüber zu sprechen, fanden vom 3. bis 6. September 2025 die Projekttage „Stift schaut hin – Demokratie und Medien“ am Stiftischen Gymnasium statt. In insgesamt 40 Projektgruppen setzten sich die Schülerinnen und Schüler mit den Grundlagen, Chancen und Herausforderungen demokratischen Handelns auseinander.

Der organisatorische Rahmen für das lebendige Programm wurde von der Arbeitsgemeinschaft „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ über ein Jahr lang sorgfältig vorbereitet. So entstand ein facettenreiches Angebot, das historische Perspektiven, aktuelle Debatten und kreative Ausdrucksformen gleichermaßen einbezog. Nachfolgend werden exemplarisch einige Projekte vorgestellt, um einen Eindruck von der thematischen Bandbreite zu vermitteln.
Herr Wiernicki-Krips beleuchtete mit seiner Gruppe die Situation von Jugendlichen im Schatten des Zweiten Weltkriegs und eröffnete damit einen Blick auf die Vergangenheit, der zugleich für die Gegenwart sensibilisierte. In eine ähnliche Richtung ging das Projekt von Herrn Klemm, bei dem die Vorbereitung einer Mahnwache zur Pogromnacht im Mittelpunkt stand. Hier wurden die Schülerinnen und Schüler zu aktiven Gestaltern eines Gedenkens, das über den Projektrahmen hinaus Wirkung entfalten wird.
Im künstlerischen Bereich wurden besonders viele Projekte angeboten. So beschäftigte sich die Gruppe von Herrn Golz beispielsweise mit Karikaturen und Satire als Mitteln der Gesellschaftskritik. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erprobten, wie sich Humor und Zuspitzung nutzen lassen, um Missstände sichtbar zu machen und Diskussionen anzuregen. Besonders viel diskutiert wurde auch in der Gruppe von Herrn Posch, die sich auf spielerische Art und anhand gesellschaftsrelevanter Fragestellungen mit demokratischen Entscheidungsformen auseinandersetzte. Die Schülerinnen und Schüler vertraten ihren Standpunkt und versuchten, die anderen mit ihren Argumenten zu überzeugen. Dabei stellten sie fest, dass es in einer Demokratie zwar manchmal mühsam ist, zu einer gemeinsamen Entscheidung zu gelangen, ein tragfähiger Kompromiss jedoch umso lohnender sein kann.

Sehr praxisnah ging es in der Simulation zu Politik und Sicherheit bei Herrn Bistram zu. Die Jugendlichen übernahmen dort selbst politische Rollen, mussten Entscheidungen treffen und deren Folgen abwägen, eine Erfahrung, die abstrakte Abläufe konkret werden ließ. Kontrovers und zugleich hochaktuell war auch das Projekt von Herrn Meyer, das die Wehrpflicht in einem demokratischen Staat thematisierte. Da der geplante Ausflug zum Fliegerhorst Nörvenich kurzfristig ausfallen musste, wurde die Gruppe an zwei Tagen von einem Jugendoffizier der Bundeswehr begleitet. Dieser stellte sich den Fragen der Schülerinnen und Schüler mit großer Offenheit und regte intensive Gespräche über die Rolle der Bundeswehr, Sicherheitspolitik und persönliche Verantwortung an.
Einen ebenfalls aktuellen Zugang wählten Herr Sixt und Herr Vitzer mit ihrem Projekt zum Erkennen von Fake News rund um den Klimawandel. Die Schülerinnen und Schüler erstellten dabei eigene Falschmeldungen, schlüpften in zugeteilte Rollen, etwa als Klimawandelleugner, und diskutierten die Positionen kritisch miteinander. Wie schnell man heutzutage, insbesondere in den Sozialen Medien, unwissentlich auf Fake News stößt und dabei Realität und Fiktion kaum noch unterscheiden kann, zeigte auch das Projekt von Frau Magiera und Herrn Mierau zum Thema Deepfakes eindrucksvoll. Das eigens generierte Video, in dem Herr Meyer das Schnappi-Lied vorträgt, sorgte trotz des ernsten Hintergrunds für Belustigung am Präsentationstag.
Ein besonders abwechslungsreiches Programm bot auch das Projekt von Herrn Lochner unter dem Titel „Medien und Demokratie hautnah erleben“. Die Gruppe besuchte den Kölner Stadtanzeiger und fuhr nach Düsseldorf, um dort den politischen Betrieb unmittelbar zu verfolgen. Hier traf die Gruppe, Nathanael Liminski, Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales sowie Medien des Landes Nordrhein-Westfalen und Chef der Staatskanzlei. In der Schule gab es die Gelegenheit, dem Landratskandidaten der CDU, Dr. Ralf Nolten, zahlreiche Fragen zu stellen. Auch ein Besuch im Rathaus Düren gehörte zum Programm, wo die Jugendlichen die Politik in unserer Region aus nächster Nähe kennenlernen konnten. Einen separaten Bericht zu diesem Projekt findet man hier: https://www.stiftisches.de/medien-und-demokratie-hautnah-erleben/.

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Teilhabe am gesellschaftlichen Miteinander. Das Musikprojekt „Laut für Demokratie – Deine Stimme zählt“ von Herrn Mönkediek ermutigte die Schülerinnen und Schüler, ihre Meinung selbstbewusst einzubringen. Innerhalb von weniger als zwei Tagen komponierten sie einen eigenen Song mit Text, der bereit für die Aufführung am Samstag war. Die Darbietung von „Raise your Voice“ lockte am Präsentationstag viele Menschen in den Musiksaal.
Sehr praktisch und gemeinschaftlich ging es in den beiden Kochprojekten zu: Sowohl die Gruppe von Frau Jonientz und Herrn Soika als auch die von Frau Kaptain und Frau Stolzenberg kombinierten unter dem Titel „Essen verbindet“ gemeinsames Kochen mit Gesprächen über Zusammenhalt und Vielfalt. Unterstützt wurden sie dabei von kochbegeisterten Eltern, die das Projekt tatkräftig bereicherten. Dass gerade diese beiden Gruppen am Präsentationsnachmittag großen Zulauf fanden, zeigte, wie sehr ein gemeinsames Essen Menschen zusammenführen kann.

Auch mathematisch ließ sich Demokratie während der Projekttage begreifen: Frau Sachs und Herr Schulte führten eindrucksvoll vor Augen, wie unterschiedliche Wahlsysteme Stimmen gewichten und damit Ergebnisse verändern können. Unter dem Titel „Mathematik und Wahlen – Was ist deine Stimme wert?“ wurde deutlich, dass Demokratie nicht nur von politischen, sondern auch von strukturellen Entscheidungen geprägt ist.
Der Präsentationsnachmittag bildete den Höhepunkt der Projekttage. Viele Eltern, ehemalige Schülerinnen und Schüler sowie Familienmitglieder waren erschienen, um die Ergebnisse der Projektgruppen kennenzulernen. Der große Andrang überraschte positiv und zeigte, wie stark die Themen über den Schulalltag hinaus Interesse weckten. Neben den Projekten „Essen verbindet“ und „Laut für Demokratie“ stießen auch künstlerische Darbietungen auf große Resonanz.
So stellten die Schülerinnen und Schüler der Theatergruppe „Ein Ort der Demokratie“ und der Leitung von Frau Benz und Herr Will ein beeindruckendes Stück auf die Beine, das Rassismus und Ausgrenzung in Gesellschaft, Schule und Alltag thematisierte. In nur wenigen Tagen studierten die Kinder ein Werk ein, das berührte, nachdenklich stimmte und nachhaltig wirkte. Die Tanzgruppe „Together we Dance!“ von Frau Buß setzte ein anderes, aber nicht weniger starkes Zeichen. Mit mehreren Choreographien zu Themen wie Krieg, Flucht und Gemeinschaft begeisterten sie nicht nur in der Schule, sondern auch mit einer spontanen Aufführung bei bestem Wetter auf dem Kaiserplatz.

Am Ende wurde deutlich: Demokratie lässt sich nicht allein in Büchern nachlesen – sie wird lebendig, wenn Menschen miteinander ins Gespräch kommen, Verantwortung übernehmen, kreativ werden und Position beziehen. Die Projekttage haben eindrucksvoll gezeigt, wie vielfältig und greifbar dieses Lernen aussehen kann. Ein besonderer Dank gilt allen Lehrkräften für ihre Ideen und ihr Engagement, den Schülerinnen und Schülern für ihre Begeisterung und Mitarbeit sowie den Eltern und Gästen für ihre Unterstützung und ihr Interesse. Sie alle haben dazu beigetragen, dass die Projekttage 2025 nicht nur gelungen, sondern zu einem echten Gemeinschaftserlebnis wurden.