Im Jahr 321 n. Chr. verfügte der römische Kaiser Konstantin I. in einem an die Stadt Köln gerichteten Dekret, dass Juden dort Mitglieder des Stadtrats werden konnten. Diese Ersterwähnung von Juden in Köln ist der früheste historische Beleg, der von jüdischem Leben in Deutschland zeugt. Im Jahr 2021 wurde an dieses bedeutsame Datum der jüdisch-deutschen Geschichte erinnert.
Eine ansprechende und informative Wanderausstellung, die anlässlich des Festjahres vom LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte in Kooperation mit dem LVR-Kulturhaus Landsynagoge Rödingen zusammengestellt worden war, machte in der letzten Schulwoche vor den Sommerferien Station am Stiftischen Gymnasium in Düren. Hier hatten die Schülerinnen und Schüler der Klassen 6a, 7c, 9a/d sowie ein Geschichtskurs der Jahrgangsstufe EF, die von ihren Lehrern Dr. Achim Jaeger, David Silbernagel, Dr. Thomas Rubel und Marcel Klemm betreut wurden, im Laufe des Vormittags Gelegenheit, von Dr. Alexander Schmalz, Maria Hintzen-Muckel und Hubert Rütten in verschiedenste Aspekte des jüdischen Lebens und der jüdischen Religion und Kultur eingeführt zu werden.
Schon seit Jahren unterstützen die drei sachkundigen Referenten die Judaistin und wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Landschaftsverband Rheinland Monika Grübel, die den einzigartigen Kultur- und Lernort LVR-Kulturhaus Landsynagoge Rödingen leitet. Dieser besteht aus dem früheren Wohnhaus der jüdischen Familie Ullmann und der im Hinterhof gelegenen ehemalige Synagoge der kleinen Landgemeinde.
Vor der Kulisse der historischen Stadtmauer am Dicken Turm wurde am 19. Juni 2023 thematisch ein weiter Bogen gespannt: Eine Zeittafel informierte über wichtige Ereignisse der Geschichte der Juden im Rheinland während der vergangenen 1700 Jahre. Eine weitere Station bot Basisinformationen zum jüdischen Leben allgemein, wobei die Feste und die Zeitrechnung mit in den Blick genommen wurden. Ein drittes Modul informierte über den Lebensalltag, die Familie und die Religion. Jüdische Speisevorschriften wurden durch ein Flussdiagramm veranschaulicht, wobei spielerisch bestimmt werden konnte, ob ein Lebensmittel koscher ist oder nicht.
Als sehr interessant empfanden die Schülerinnen und Schüler der unterschiedlichen Jahrgangstufen eine thematische Karte, auf feststellbar war, ob es im eigenen Heimatort oder in der Nähe der Schule in den letzten 200 Jahren eine Synagoge oder einen jüdischen Friedhof gab. Ein jüdischer Kulturkalender bot schließlich Einblick in die Welt jüdischer Kunst, Literatur und Musik sowie des Films.
Nachdem sich eine Arbeitsgruppe unter Leitung von Dr. Achim Jaeger und Dr. Thomas Rubel bereits anlässlich des Europäischen Tages der jüdischen Kultur 2021 mit jüdischen Schülerinnen und Schülern des Stiftischen Gymnasiums befasst und die Ergebnisse ihrer Recherchen präsentiert hatte, bot die Wanderausstellung „Jüdisch vor Ort“ nun rund 120 Schülerinnen und Schülern weitere Gelegenheit, sich mit Aspekten der jüdischen Lebenswelt zu befassen.
Nach den Ferien werden die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler zur Erinnerung an einen besonderen Schultag noch Buttons erhalten, auf denen ihr eigener Name auf Hebräisch steht.
Text und Foto: Dr. Achim Jaeger