Ulrike Draesner stellte ihren Roman „Schwitters“ am Stiftischen Gymnasium vor

17.09.2021 | Aktuelles, Allgemein, Deutsch, Lesungen und Vorträge, Literatur

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Lesung und Gespräch“ stellte die unlängst mit dem großen Preis des deutschen Literaturfonds ausgezeichnete Schriftstellerin Ulrike Draesner ihren Roman „Schwitters“ in der Aula des Stiftischen Gymnasiums vor. Zu Beginn ihrer Lesung führte die Autorin ihr Publikum zunächst in die Welt des Ausnahmekünstlers Kurt Schwitters ein und erzählte, wie sie während eines Aufenthaltes in Großbritannien im Gespräch mit einer Kollegin zufällig auf eines seiner Kunstwerke aufmerksam geworden sei und warum sie beschlossen habe, einen biografischen Roman über ihn zu schreiben. Wie bereits in ihrem 2014 publizierten Roman „Die Sieben Sprünge vom Rand der Welt“ befasst sie sich mit der Frage, was es heißt, die Heimat zu verlieren.

Ulrike Draesner war zu Gast bei „Lesung und Gespräch“ (Foto: Dr. Achim Jaeger)

Nachdem Schwitters 1937 Deutschland und seine Heimatstadt Hannover verließ, weil er als sogenannter „entarterter“ Künstler vor den Nationalsozialisten fliehen musste, ließ er sich zunächst im norwegischen Exil nieder. Später lebte er in London und im Lake District. In ihrem kunstfertigen und sprachlich präzise gestalteten biografischen Roman „Schwitters“ bringt Ulrike Draesner seine Biografie auf eine Weise zur Sprache, die das Publikum in der Aula des Stiftischen Gymnasiums – darunter zwei Deutsch-Leistungskurse – in den Bann zog. Die Lesung ließ den Dada- und „Merz“-Künstler Schwitters in verschiedensten Lebenssituationen anschaulich vor Augen treten, wobei seine Erfahrungen mit Exil, Migration, dem Verlust der Muttersprache und dem Gewinn einer neuen, englischen Sprache für die Zuhörerinnen und Zuhörer im Saal spürbar wurden.

In ihrem Roman wechseln die Perspektiven, da auch weitere Personen agieren und zu Wort kommen, nämlich die Ehefrau Helma, der gemeinsame Sohn Ernst sowie Schwitters spätere Geliebte Edith Thomas, genannt Wantee. Drei Passagen ihres Buches hatte Ulrike Draesner ausgewählt, um Einblicke in das Leben des Künstlers, des Menschen Kurt Schwitters zu gewähren. Dabei stellt sich dieses literarisch dar als eine kunstvoll aus Fakten und Fiktionen gestaltete Collage, die immer auch die Frage nach Autonomie und künstlerischer Freiheit thematisiert. Ulrike Draesner kommentierte die Textpassagen dabei einfühlsam. Sie habe, so stellte Dr. Achim Jaeger, der die Veranstaltung moderierte, fest, ihre Zuhörinnen und Zuhörer während der Lesung poetisiert.

Im sich anschließenden Gespräch mit der Autorin gab es interessierte Nachfragen, die beispielsweise die Recherchearbeiten und die Möglichkeiten der literarischen Annäherung an eine Persönlichkeit wie Kurt Schwitters betrafen. Auch nach dem Verhältnis von Wirklichkeit und Fiktion im Roman wurde gefragt. Das literarische Gespräch wurde fortgesetzt am folgenden Vormittag, als die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der von Dr. Achim Jaeger und Matthias Lochner unterrichteten Deutsch-Leistungskurse Gelegenheit hatten, die Schriftstellerin erneut zu treffen. Die Jugendlichen interessierten sich insbesondere für die konzeptionellen Arbeiten und die Vorgehensweise bei der Ausarbeitung des Romantextes. Sie empfanden die Begegnung mit Ulrike Draesner als Gewinn und konnten durch deren detaillierte und anregende Ausführungen Einblicke in die literarische Werkstatt der Autorin gewinnen.

Unterstützt wurden die Veranstaltungen von der Bürgerstiftung Düren und dem Verein der Freunde und Förderer des Stiftischen Gymnasiums, wofür ein herzlicher Dank ausgesprochen wird.

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