Geographische Exkursion der Q2-Lk Geographie nach Duisburg

21.02.2023 | Aktuelles, Allgemein, Exkursionen, Geographie

Am Morgen des 17.01.23 führte uns eine weitere Exkursion zum Montanindustriestandort Duisburg. Die beiden Geographieleistungskurse von Herrn Soika und Herrn Bünten hatten schon längere Zeit dieses industriegeographische Ziel ins Auge gefasst. Der Unterricht hatte uns zwangsläufig hier hingeführt, dort wo man historische und aktuelle globale Entwicklungen sehr gut verknüpfen konnte. Die Leitung des Hüttenwerkes Krupp-Mannesmann ermöglichte unseren beiden Leistungskursen – nach der mehrjährigen Corona-Zwangspause – im Januar 2023 wieder den Besuch. Dort wurden wir zu einer Führung durch die integrierten Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM) erwartet und von drei pensionierten Mitarbeitern der Hüttenwerke in Empfang genommen. Alle Begleiter waren überaus sachkundig und verstanden es, die Schüler mit fachlichen und wohl dosierten Informationen zu versorgen.

Die Hüttenwerke sind auf die Produktion von Stahl und entsprechenden Vorprodukten für die verarbeitende Industrie spezialisiert. Nach einem Einführungsvideo in den Prozess der Stahlherstellung und einer ausführlichen PowerPoint-Präsentation über die globale Position und Auslastung des Werkes konnten wir die Stahlherstellung dann in der Realität erleben. Vor der Führung musste noch jeder eine Sicherheitsausrüstung bestehend aus einer orangefarbenen Jacke, einem Helm und einer Schutzbrille anlegen, zudem gab es Kopfhörer zum besseren Verständnis in den Hallen. Nun gingen wir zurück in den Bus, um die einzelnen Stationen auf dem sehr weitläufigen Gelände des Hüttenwerkes sicher und zügig zu erreichen.

Der erste längere Halt war am Hafen des Hüttenwerkes unmittelbar am Rhein, an dem die Schubverbände der Binnenschiffe anlanden, um das Werk mit Kohle und Eisenerz – z. B. aus Afrika, Australien und Amerika – zu versorgen. Herangeschafft werden die beiden wichtigsten Rohstoffe über große Schubverbände, die aus dem Seehafen Rotterdam an den Duisburger Hafen geliefert werden. Die Kohle wird dann in der werkseigenen Kokerei zu Koks gebrannt. Weiter besichtigten wir die Gießanlagen des Werkes, in denen der erzeugte Stahl zu sogenannten Brammen, bis zu 2m breiten Quadern, und Rundstahl mit bis zu 14m Länge gegossen wird. Es war dort durchaus warm in Anbetracht der Temperaturen um den Gefrierpunkt im Außenbereich.

Zuletzt konnten wir noch einen sogenannten Abstich an einem der riesigen Konverter live miterleben. Hier landet der flüssige und über 1500 °C heiße Stahl nach seiner Fertigung im benachbarten Hochofen. In diesem wird das Roheisen mit Schrott und anderen Bestandteilen (angewandte Chemie) zu Stahl verschmolzen und schließlich als fertiger, aber noch flüssiger Stahl funkensprühend aus dem Konverter in einen robusten Transportbehälter gegossen. Im Rahmen der anorganischen Chemie können durch Zugaben hier verschiedene Stahlgüten hergestellt werden.

Das Portfolio der HKM umfasst zahlreiche Spezialstähle, die auf dem Weltmarkt nachgefragt werden. Hier liegt auch das wichtige Alleinstellungsmerkmal dieses Hüttenwerkes – die Palette der herstellbaren Spezialstähle geht in die Hunderte. Während unseres Besuchs wurde in beiden Konvertern mit voller Leistung produziert, wir konnten also die komplette Produktionskette live erleben. So sind die Hüttenwerke nicht nur ein Beispiel für eine der letzten Schwerindustriestandorte des sekundären Sektors in Deutschland, sondern auch ein gutes Beispiel für die Globalisierung und ihre Auswirkungen auf die Industrie, die wir bereits zuvor im Unterricht erörtert hatten.

Nachdem wir uns über drei Stunden bei den HKM aufgehalten hatten, setzen wir unsere Exkursion zum Innenhafen Duisburg fort. Der Innenhafen ist ein gutes Beispiel für den Strukturwandel im Ruhrgebiet und auch für das sogenannte Waterfront Development. Wir nutzen zuerst einmal die gastronomischen Angebote zu einer guten Mittagspause, um uns wieder aufzuwärmen und die Energiespeicher aufzufüllen. Unter der Woche waren natürlich nicht alle Betriebe geöffnet, aber wir fanden für jeden Geldbeutel ein geeignetes Angebot. Der Innenhafen war zu Zeiten der Industriellen Revolution über ein Jahrhundert lang der bedeutende Handelsplatz der Stadt Duisburg und einst der Getreidehafen des gesamten Ruhrgebietes gewesen, was anhand der historischen Speichergebäude und Mühlenwerke noch gut erkennbar war.

Mitte der 1960er Jahre verlor er zunehmend an Bedeutung und lag einige Jahrzehnte brach. Mit Unterstützung des britischen Architekten Norman Foster gelang hier ein Musterbeispiel für den Strukturwandel. Seit den 1990er Jahren wurde dieser hier gut umgesetzt und wir konnten einen ganz anderen Hafen mit einem Ensemble von architektonisch interessanten Bauwerken besichtigen. Neben verschiedenen Museen, einer schönen Marina und vielen Bürokomplexen gibt es natürlich auch viele Gastronomieangebote, die im Sommer und am Wochenende stark frequentiert sind.

Der dritte Exkursionsstandort unseres Exkursionstages führte uns dann wieder zurück auf die andere Rheinseite zum benachbarten Hafen Logport I in Duisburg-Rheinhausen. Diese beiden Standorte erläuterten unsere Fachlehrer nun persönlich. Sie klärten uns dabei über das Logistikcenter (Duisport) und über die wichtigsten Abläufe im Hafen auf. Wir lernten, dass der Logport I in Duisburg eine wichtige Handelsdrehscheibe von Waren aus aller Welt ist und diese dort vor Ort trimodal (per Schiff, Zug und Lkw) im Container weitertransportiert werden können.

Ein wichtiger Faktor, der für den Standort spricht, ist die Verbindung zum Hafen von Rotterdam. Diese Strecke über den Rhein kann in bis zu 12 Stunden per Schiff (rheinabwärts) zurückgelegt werden. Den wichtigsten Containerhafen für Duisburg haben wir auch in relativer Nähe zu Düren in Antwerpen an der Westerschelde in Belgien liegen. Über diesen Hafen soll der größere Teil des Containerumschlags ablaufen. Diese Aspekte werden wir in den nächsten Wochen noch im Unterricht detaillierter behandeln.

Außerdem lernten wir dass der Logport I – wie auch die weiteren Logports im Duisburger Raum – weitreichende Verflechtungen besitzen, die mit der Zeit immer wieder erweitert wurden. Beispielsweise können die Waren heute China (Chongqing/ Wuhan) in 12-16 Tagen mit einem Zug auf direktem Wege vom Duisburger Hafen aus erreichen. Hierbei spielt die Container-Logistik eine bedeutende Rolle, mit einer guten Struktur und der heutigen Digitalisierung weiß man immer, wo sich die jeweilige Fracht befindet. Eine Verschiffung der Container über den Seeweg dauert dagegen bis China mindestens drei Wochen. Vom Duisburger Hafen sollen sich im Normalfall über 30 Züge pro Woche auf den Weg in Richtung Asien machen. (Die Entwicklungen im Zuge von Corona haben uns leider aber auch gezeigt wie empfindlich diese globalen Handelsketten sind).

Des Weiteren lernten wir, dass der Hafen früher hauptsächlich als Industriehafen für Kohle und Erze genutzt wurde und später eine Umstrukturierung zum Containerhafen stattgefunden hat. Wir konnten beobachten, dass sich auch viele Firmen in die Nähe des Hafens niedergelassen haben und größere Lagerhallen (z. B. Kühne & Nagel) unterhalten. Im Logport I Duisburg befindet sich beispielsweise auch ein Lager für die Burger von MC Donalds oder für das Tierfutter von Fressnapf. Allerdings wird das Hafengelände nicht nur als Lagerstandort für Waren genutzt. Es gibt auch dort ansässige Firmen, die ihre Waren vor Ort direkt weiterverarbeiten und von dort aus wieder versenden.

Der Weg der Busexkursion führte uns von den inneren Althäfen zu den neuen Hafenarealen im Stadtteil Duisburg-Rheinhausen. Dieser Stadtteil mit dem ehemaligen Werksgelände der Stahlfirma Krupp war übrigens auch wieder ein Beispiel für den gelungenen Strukturwandel im Ruhrgebiet. Vom sekundären Sektor hin zum tertiären Dienstleistungssektor konnten wir eine durchaus gelungene Entwicklung seit 1998 erkennen. Der Logport Duisburg ist zum Jobmotor für die Region geworden.

Alles in allem kann man die Exkursion als besonders interessant und informativ bezeichnen, da uns erst dadurch die weitreichenden Verflechtungen in aller Welt in unserer direkten räumlichen Nähe deutlich wurden. An drei Exkursionsstandorten konnten wir einige wichtige Wandlungen des Ruhrgebietes – am Beispiel der Stadt Duisburg – in der Realität nachvollziehen. Die guten Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten in den entsprechenden Berufsfeldern sind sicher auch für den ein oder anderen Schüler interessant gewesen.

Text und Fotos: Bt

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