1) Landgut Pimmenich
Im Rahmen unseres Geographieunterrichts erwuchsen für unseren Leistungskurs auch immer wieder Ziele, die wir aufsuchen konnten, um das Wissen aus dem Unterricht an realen Wirtschaftsstandorten zu vertiefen. Die Schülerinnen und Schüler im LK waren immer sehr darauf aus, solche Ort zu besuchen. Zu Beginn des ersten Halbjahres der Q2 konnten wir direkt einen landwirtschaftlichen Betrieb der Dürener Umgebung besuchen. Anna K. hatte als Nachbarin hervorragende Kontakte und stellte für uns die Besuchsmöglichkeit beim Landgut Pimmenich her.
Das Ehepaar Briem zeigte uns den Betrieb, den sie schon in der vierten Generation fortführen. Informationen findet man auch unter dem folgenden Link: https://www.landgut-pimmenich.de/. Wir begannen mit der Geflügelzucht (Freilandeier) und konnten uns von dem technischen Aufwand – verbunden mit einem erheblichen finanziellen Aufwand – in den Haltungseinrichtungen (Mobilstall) der braunen Legehennen überzeugen. Es ist überaus nahrhaftes und ausgewogenes Futter notwendig, um die guten Legeleistungen zu erreichen. Die Hühner werden bei der Freilandhaltung unter sehr natürlichen Bedingungen gehalten.
Wir konnten uns – Auge in Auge mit den Hühnern – von dem hervorragenden Zustand der Hühner und ihrer Stallungen überzeugen und bekamen vielfältige Hintergrundinformationen zu den Betriebsabläufen im Landgut Pimmenich. Die Eier und viele schmackhafte weitere Produkte kann jeder Endverbraucher selbst vor Ort in dem 24/7 zugänglichen Verkaufsraum erwerben. Inzwischen werden aus den Eiern in der hauseigenen Manufaktur auch Nudeln erzeugt. Jeder Schüler bekam ein größeres Paket zum Abschluss der Führung geschenkt und durfte die Qualität zuhause testen.
Weiter ging es mit der Produktion der Kartoffeln, die Ernte stand Ende September 2023 unmittelbar bevor und wir konnten uns auf dem Acker von der erntefrischen Qualität der Kartoffeln überzeugen. Die Schüler durften selber ernten und soviel sie tragen konnten, auch mit nach Hause nehmen. Auf Anregung von Herrn Briem wurden von den Schülern häufig sehr schmackhafte Pommes Frites daraus zubereitet. Übrigens waren wir hier auch direkt bei der globalisierten Landwirtschaft, denn die in Düren geernteten Kartoffeln erreichen als Pommes Frites in den nächsten Wochen auch den US-amerikanischen Markt.
Umgekehrt hatten wir schon im Unterricht die Wege aufbereiteter Früchte und Nüsse aus Kalifornien (USA) unter dem Markennamen „Sweet Valley“ zu uns nach Deutschland und in die Regale unserer Discounter nachvollziehen können. Die Getreideernte war auch ein Thema und wir konnten uns von den Feuchtigkeitsschäden (Lagerhalle Pimmenich) überzeugen, die zu feuchte Sommer hinterlassen; große finanzielle Einbußen mussten hier die Landwirte beklagen. Die Maschinen sind daneben auch Investitionssummen, die oftmals schwer zu stemmen sind. Die Technik in der für die Kartoffelente schon bereitstehenden halle begeisterte insbesondere die Jungen der LK-Exkursionsgruppe.
Wir bedanken uns bei dem Ehepaar Briem vom Landgut Pimmenich für die hervorragende und fachlich ausgesprochen informative Führung. Nebenbei konnten wir den Exkursionsort auch leicht mit dem ÖPNV erreichen, eine Doppelstunde im Randbereich der Stundentafel nutzen und mussten keine weitergehenden Kosten tragen; also eine ideale Kombination.
2) KANZAN
Im Februar 2024 führte uns dann eine weitere Exkursion in die heimische Papierindustrie. Hier hatten wir auch die räumliche Nähe des Stiftischen Gymnasiums zum ältesten Dürener Papierstandort genutzt. Nach kurzem Fußweg durch den Holzbenden-Park erreichten wir die Firma KANZAN. Die heute japanische Firma wurde 1990 – damals als Gemeinschaftsunternehmen der Firmen Kanzaki Paper und der Zanders Feinpapiere AG – gegründet. Seit 2000 ist die Oji Paper Group, der größte japanische Papierhersteller, mit fast 95 Prozent maßgeblicher Gesellschafter von KANZAN.
Herr Möller erwartete uns schon im Eingangsbereich der Firma und betreute uns wieder am heutigen Tag. Die Schülerinnen und Schüler folgten ihm sofort sehr aufmerksam und lauschten seinen Ausführungen. Ehemals hatte er auch Japanologie studiert und konnte uns somit hervorragend mit der japanischen Firmenphilosophie vertraut machen. Heute werden hier am Standort Thermopapiere und Inkjet-Papiere hergestellt. Das Unternehmen beliefert weiterverarbeitende Industrien wie beispielsweise Druckereien, Kleinrollenausrüster und Laminathersteller für Selbstklebetiketten auf der ganzen Welt. Diese fertigen daraus Selbstklebeetiketten, Eintrittskarten, Fahrscheine, Lottoquittungen, Parkscheine, Kontoauszüge oder Belege jeglicher Art.
Wir befanden uns hier übrigens am Standort „Neumühl“ – dem Standort der ältesten Dürener Papierfabrik. Hier wird die lange Tradition der Dürener Papierherstellung an diesem Standort nachvollziehbar. An diesem Ort wurde der Grundstein für die wirtschaftliche und industrielle Entwicklung Dürens gelegt und zwar durch den 1661 in der Nähe von Elberfeld geborenen Kaufmann Rütger von Scheven. Die Konzession zur Papierherstellung erhielt dieser hier schon 1710.
Die Historie stand heute bei uns nun aber nicht im Vordergrund. Stattdessen beschäftigten wir uns im Unterricht mit der Globalisierung. Nach einem umfangreichen und tiefgehenden Vortrag von Herrn Möller zur Firma Kanzan und den Betriebsabläufen machten wir uns auf den Weg durch das Werksgelände.
Weitere aktuelle Informationen zum Global Player KANZAN und zur Firma in Düren findet man hier: https://www.kanzan.de/home. Über die Rurtalbahn wird hier – über den eigenen Bahnanschluss – z. B. Eukalyptuspapier aus Brasilien angeliefert (siehe Fotos der Anlage). Strom wird hier vor Ort selbst erzeugt und dann im Werksgelände verwendet. Herr Möller brachte uns während des Rundgangs die einschlägigen Papiermaschinen und ihre Herstellungstechniken näher. In mehren Schichten werden hier Farbreagenzien auf das Papier gebracht, die später eine zielgerichtete Aktivierung durch thermische Einwirkungen ermöglichen. Die genauen Prozesse sind sehr interessant, aber für einen reinen Exkursionsbericht an dieser Stelle doch sehr weit führend. Daher hier ein Link mit genaueren Informationen: https://www.kanzan.de/produkte/thermopapiere/thermotechnologie/aufbau-von-thermopapieren
Auf dem Wege durch das weitläufige Werksgelände wurden uns diese Papiermaschinen und auch die aktuellen Neubaumaßnahmen im Werksgelände genauestens vorgestellt. Die großen Papierrollen lassen sich alleine mit Menschhand – nun am Ende der Produktionskette – nicht mehr bewegen und große Kräne und Stapler müssen eingesetzt werden. Im Hochlager konnten wir Papier auf dem Wege in die ganze Welt bestaunen. Nach den Aufklebern zu urteilen, führte der weitere Weg bei einigen großen Rollen bis nach Asien. Also konnte das hier produzierte Papier eines Dürener Global Players hervorragend von der Produktion bis zu seinem Zielort analysiert werden. Genaue Namen und Zielorte können an dieser Stelle natürlich nicht genannt werden.
Ein kurzer Fußweg durch den Park führte uns wieder zum Stift. Wir bedanken uns bei KANZAN (Organisation Frau Hürfeld) und besonders bei Herrn Möller für die sehr interessante Führung und die informative Vorstellung der Firma.
3) Hüttenwerke KRUPP-MANNESMANN (HKM) in Duisburg und CENTRO Oberhausen
Die letzte Exkursion der Q2 führte unseren LK Geographie (Herr Bünten) dann noch kurz vor den Osterferien 2024 zu den Hüttenwerken Krupp-Mannesmann (HKM) und zum Centro nach Oberhausen. Eigentlich wollten wir diese Exkursion schon zum Halbjahreswechsel Q1/Q2 durchführen. Streiks im Stahlunternehmen erlaubten der organisierenden Abteilung bei HKM aber keine verlässliche Planung. Somit konnten uns erst im Januar Termine für den März angeboten werden. Die Montanindustrie steht immer auf dem Lehrplan der Oberstufe und hier in Duisburg gibt es für uns in erreichbarer Bus-Entfernung noch einen der letzten großen produzierenden Industriestandorte auf diesem Sektor. Um die inzwischen recht hohen Buspreise tragen zu können, hatten sich noch der LK von Herrn Dohmen und der GK von Herrn Soika unserer Reisgruppe angeschlossen.
Nach einer etwas über einstündigen Busfahrt erreichten wir gegen 10.00 Uhr dann die HKM und konnten über Tor 2 – nach Genehmigung durch den Werksschutz – das Infocenter von HKM erreichen. Hier erwarteten uns schon drei Führer, wovon wir schon zwei aus den vergangenen Jahren kannten. Die Einführung erfolgte über thematisch sehr schülergerecht aufbereitete Filme zu den Abläufen im klassischen Stahlproduktionsprozess (Steinkohle und Eisenerz). Ein ganz aktueller Film zeigte uns auch die Planungen zur Kohle ersetzten Stahlproduktion mit Wasserstoff. Erste Fragen der Exkursionsgruppe konnten schon vor Ort im Infocenter geklärt werden – danach ging es zum Eisenhüttenmann und einem ersten Gruppenfoto unserer Geographen.
Nun fuhren wir mit unserem Mietbus zum werkseigenen Hafen direkt am Rhein. Hier konnten wir die Anlieferung von Kohle und Eisenerz aus den globalen Lieferstandorten Südafrika, Australien, USA oder auch Brasilien mit Schubverbänden über den Rhein aus Rotterdam nachvollziehen. Unsere Werksführer erläuterten dies vor Ort sehr gut nachvollziehbar. Das Thema „Häfen“ hatten wir in den letzten Wochen am Beispiel der Containerschifffahrt ausführlich im Unterricht behandelt. Für manch einen Schüler war der „Hafen Rotterdam“ zuletzt noch Thema in einer Q2-Klausur gewesen – somit schloss sich hier der Wissenskreis.
Vom Hafen bot sich auch ein beeindruckendes Panorama auf die riesigen Hochöfen und den damit vernetzten Produktionseinrichtungen. Schon jetzt waren viele Schülerinnen und Schüler offensichtlich beeindruckt von der sichtbaren Realität eines solchen Industriestandortes. Die Beschickung der Hochöfen konnte von hier aus gut gesehen und erläutert werden – eine kleine Maßeinheit sind hier „Tonnen“.
Eine Werksrundfahrt mit unseren Führern im Bus zeigte uns dann das riesige Werksgelände und die einzelnen notwendigen Werksbereiche. Waren es bei KANZAN über 300 Mitarbeiter, so waren es hier bei HKM nun über 3.000 Mitarbeiter, die im Schichtsystem rund um die Uhr produzieren. Einen Überblick, Luftbilder sowie hervorragende Fotos liefert die Webseite von HKM: https://www.hkm.de/. Es ist eine sehr gut mit Unterseiten gestaltete und informative Webseite. Dort sind auch interessante Infofilme abrufbar.
Der weitere Weg führte nun direkt in die Werkshallen. Begleitet und informiert durch unsere Führer ging es in die Nähe der heißen Stahlproduktion. Mit Schutzbrillen, Helmen und Kitteln waren wir schon versorgt. Sicherheit stand im Vordergrund, entsprechende Sicherheitshinweise waren vorher schon Thema im Unterricht und von jedem Schüler in Kenntnisnahme unterschrieben worden. Sie mussten dem Werksschutz vorgelegt werden.
Nun ging es über die Gießanlagen von Brammen und Strangguss zu den Konvertern. Hier wird die spezielle Legierung so eines riesigen Kessels gesteuert. In Duisburg wird kein Massenstahl erzeugt – dies findet heute meist im asiatischen Raum statt – hier werden hingegen hochspezielle Legierungen erzeugt. Im engeren Sinne geht es hier um anorganische Chemie und Primär- wie Sekundärmetallurgie. Über 1.500 verschiedene Legierungen sollen vor Ort möglich sein.
Zu Fuß konnten wir alle Anlagen begehen und uns vor Ort ein Bild der gigantischen Produktionseinrichtungen machen. Gegen 13.30 Uhr verließen wir das Werksgelände. Ein Dank gilt unseren Führern und Herrn Schmucker von der Werkskommunikation für die Ermöglichung dieser nicht alltäglichen Besichtigungen.
Im Anschluss ging es dann vorbei am Binnenhafen Duisburg zum CentrO nach Oberhausen und dem zweiten Teil des Tages. Das CentrO ist das sicher umfangreichste Beispiel für den Strukturwandel im Ruhrgebiet. Vom sekundären hin zum tertiären Sektor fand hier ein sektoraler Wandel statt. Heute firmiert das CentrO unter https://www.westfield.com/germany/centro.
Das Werk der Gutehoffnungshütte /Thyssen AG wurde 1991 an eine Investorengruppe verkauft, bis 1996 abgerissen, umgebaut und neu gebaut. Seit 1996 gibt es dann das CentrO, Eigentümer wechselten und 2017 wurde es für 20 Millionen Euro umfangreich renoviert. Heute nennt es sich Westfield Centro Oberhausen und verfügt über eine Verkaufsfläche von 125 000 m2.
Hier hatten nun die Schüler Gelegenheit, sich zwei Stunden selbst das Gelände zu erschließen und mit Hilfe eines kopierten Lageplans jeweils in Kleingruppen damit vertraut zu machen. In allen Kursen war es Unterrichtsthema gewesen. Anschließend machten wir uns auf den Rückweg und erreichten gegen 18.00 Uhr wieder Düren und das Stiftische Gymnasium – ein anstrengender aber ausgesprochen informativer Tag erreichte sein Ende.
Texte und Fotos: Bt