Der in Düren lebende Zeitzeuge Peter Hippe berichtete den Schülerinnen und Schülern gewohnt anschaulich und persönlich von seiner bewegten Biografie in der DDR. So erfuhr der Kurs, der sich im Unterricht bereits mit der Entstehung und Entwicklung der frühen DDR bis zum Mauerbau im Jahr 1961 beschäftigt hatte, von einem als illegalem Grenzübertritt eingestuften Besuch des damaligen Schülers der achten Klasse bei seiner in Freiburg im Breisgau lebenden Mutter, die von der DDR mit einem Verbot, das Abitur abzulegen, sehr hart bestraft wurde. Mit leuchteten Augen berichtete Peter Hippe dann aber über die Verleihung des Ehrenabiturs an der Angela-Schule im Jahr 2023, was für ihn eine späte Genugtuung gewesen sei.



Auch ein gescheiterter Fluchtversuch, der durch seinen vermeintlichen Fluchtbegleiter, der als Stasi-Spitzel arbeitete, verraten wurde, und der in einem Jugendwerkhof, einer Haftanstalt für überwiegend kriminelle Jugendliche, mündete, wurde durch die Härte der damals propagierten Umerziehung zum „sozialistischen Menschen“ anschaulich vermittelt. Peter Hippe, der im März 83 Jahre alt wird, berichtete weiter vom Versuch der Staatssicherheit, ihn – als Gegenleistung für die Entlassung aus der Haft – für eine Spitzeltätigkeit gegen seine eigenen Freunde und Bekannte zu gewinnen sowie von der Beziehung zu seiner damaligen Freundin und heutigen Frau, die ihm die Kraft gegeben habe, diese sehr schwere Zeit, zudem als junger Familienvater, durchzustehen.
Im weiteren Verlauf des Vortrags erfuhren die Schülerinnen und Schüler viel über die Methoden der Staatssicherheit, wie die Zersetzung, die gezielt versuchte, Regimegegner und Ausreisewillige psychisch unter Druck zu setzen, indem sie zum Beispiel innerhalb der Familie und des Freundeskreises diskreditiert wurden. Peter Hippe hat von vielen Informationen der gegen ihn und seine Familie eingeleiteten Maßnahmen erst aus der 1200 Seiten umfassenden Stasi-Akte erfahren und recherchiert, wer ihn damals bespitzelt hat.
Er durfte aber andererseits nach einer erfolgreich absolvierten Eignungsprüfung auch ohne Abitur in Leipzig Bauingenieurwesen studieren und aufgrund des allgegenwärtigen Fachkräftemangels in der DDR arbeiten; Aufstiegs- und Karrierechancen seien ihm aber verwehrt geblieben. So blieb der Wunsch, die DDR zu verlassen, durchweg präsent und mündete in siebzehn Ausreiseanträgen, die allesamt abgelehnt wurden und durch die er letztlich seinen Job verlor. Durch private Kontakte über seinen Sohn konnte er aber weiter in seinem Beruf arbeiten, nun aber bei der Evangelischen Kirche, die ihm fortan auch einen gewissen Schutz vor der Drangsalierung der Staatssicherheit bot.
Ein unerlaubter Aufenthalt in der ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland in Ostberlin blieb ohne Erfolg, sodass sich eine Gruppe Gleichgesinnter, elf Erwachsene und zwei Kinder, schließlich zur Besetzung der Botschaft der USA in Ostberlin entschloss und auf diese Weise hollywoodreif einen Freikauf in die BRD erreichen konnte. Die abschließende Schilderung der Bahnfahrt in die Freiheit durch die DDR nach Hannover trug er mit belegter Stimme und geröteten Augen vor und endete mit einem bewegendem Appell für Freiheit und Demokratie zu kämpfen – ein Satz der allen Anwesenden überaus aktuell erschien.
Text und Fotos: Kl