Kurz nach der ausverkauften Premierenlesung in Aachen stellte Olaf Müller am 9. Oktober 2024 seinen druckfrischen Kriminalroman „Adiós, Aachen“ in der Reihe „Lesung und Gespräch“ am Stiftischen Gymnasium vor. Es ist bereits der neunte Fall, den der Aachener Kommissar Michael Fett zu lösen hat, und so waren den meisten Zuhörern, die an diesem Abend zahlreich in der „Stifteria“ erschienen, die Ermittlungsmethoden Fetts und seiner Kollegin Daniela Conti bereits gut vertraut.
Mit Spannung erwartet wurde, an welche Schauplätze Olaf Müller das Publikum diesmal führen würde, um ein Verbrechen aufzuklären, das an einem Weihbischof begangen wurde und im Zusammenhang mit Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche zu stehen scheint. Da auch eine zunächst nicht genau zu identifizierende Spanierin zwischen den „Drachenzähnen“ des einstigen Westwalls tot aufgefunden wird, führt die Spur von Aachen nach Spanien, zurück in die Zeit der Franco-Diktatur.
Olaf Müller wählte für seine Lesung Textpassagen aus, die in die aktuelle Story einführen, dabei sowohl gesellschaftliche Probleme und politische Konflikte reflektieren als auch humorvollen Reflexionen Raum bieten. Der rasante Erzählstil, der an schnell geschnittene Filmszenen erinnert, erzeugt Spannung. Während seiner Lesung arbeitete der Dürener Autor durch Intonation und Modulierung der Stimme, Tempowechsel und sprachlichen Duktus die Charakteristika seiner Charaktere heraus. Dabei boten immer wieder eingestreute ironische Bemerkungen oder Dialogszenen auch Raum zum Nach- und Mitdenken.
Die Zuhörerschaft hatte nicht nur Freunde daran, Szenen in der Region verorten zu können – etwa am nahe gelegenen Fliegerhorst Nörvenich, der auch eine gewisse Rolle in diesem Kriminalroman spielt –, ebenso interessant erschienen die literarischen Spuren, die Olaf Müller legt. So bietet beispielsweise der von Javier Marías verfasste Roman „Tomás Nevinson“, welcher in der Wohnung der toten Spanierin gefunden wird, für die Rezipienten von Müllers Krimanalroman die Möglichkeit, das in „Adiós, Aachen“ thematisierte Verwirrspiel um Identitäten im intertextuellen Kontextwirken zu lassen.
Aspekte wie diese wurden im Gespräch zwischen Olaf Müller und Dr. Achim Jaeger im Anschluss an die Lesung näher beleuchtet. Zudem beantwortete Olaf Müller gerne ausführlich Fragen aus dem Publikum zur Recherche und Konzeption seines Buches und eröffnete dabei auch Einblicke in seine Schreibwerkstatt. Zudem zeigte er an Beispielen auf, wie sich ein literarisches Motiv auch aufgrund persönlicher Erfahrungen entwickeln und im Roman ausgestaltet werden kann.
Wie immer war es ein sehr unterhaltsamer und doch auch zum Nachdenken anregender Abend mit dem Dürener Autor Olaf Müller, der im Anschluss an die Lesung noch persönlich ins Gespräch mit Lesern kam und Bücher signierte.