Vom 10. bis 17.9.2022 fand für den Latein-, Mathe-, Bio- und einen Deutsch-LK der Jgst. Q2 die Kursfahrt nach Sorrent unter der Begleitung von Herrn Wysk, Herrn Dr. Rubel, Herrn Dr. Jaeger, Frau Crespo und Frau Lütz-Gras statt. Der folgende Bericht stellt eine mögliche Interpretation der Erlebnisse dar. Verfasst wurde er von Gerrit Hägerbäumer (mit Hilfe von Emma Pawlik und Alexander Rohe für einzelne Ereignisse, bei denen sich die Gruppe teilte). Ein Video über die Kursfahrt, das Marius Diel gedreht und geschnitten hat, ist auf YouTube zu finden: https://www.youtube.com/watch?v=9QqQpgoB8Ks.
Der Tag der Abreise (Sa. 10.9.): Ohne große Erwartungen trifft man sich mit Koffer im Regen vor der Schule. Stimmung Check, Gepäck Check, Erwartungen Check. Nur der Bus fehlt. 23 Minuten nach geplanter Abfahrt ruft es vom Ausguck: Bus in Sicht! Na, dann los. Koffer deponieren und ab in den Bus, der übrigens haargenau auf unsere Personenanzahl passte. Nachdem sich dann endlich die Türen geschlossen, dafür aber die ersten Tüten Knabberkram geöffnet haben, wird zuerst die Musikbox, dann der Motor gestartet. Na dann, auf in den Süden. Die Fahrt dauert nur leider 23 Stunden … Die Nachmittags- und Abendstunden werden durch Musik, Schläfchen, Blödeleien, Kartenspiele oder andere Fluchtwegsversperrungen überbrückt.
Dann die erste Nacht. Im Bus. Die Nachtruhe funktioniert erstmal gut, denn alle ärgern sich still über die unbequemen Sitze. Doch irgendwann macht sich Akzeptanz breit. Mit Glück hat man einen Fensterplatz und kann sich dort anlehnen oder man leiht sich eine Schulter. Sitzt man jedoch in der Mitte, so zählt zu den Überlebensstrategien, halb im Gang zu hängen oder sich die Stirn am Sitz vor sich platt zu stützen. Angenehm findet es keiner. Ein paar Nachteulen bleiben wach und retten sich durch Binge-Watching oder ihre Lieblingsplaylist. Und (zum Glück) bleiben unsere Busfahrer Fritz und Enrico wach, die auf der gesamten Fahrt für unsere Sicherheit im tödlichen italienischen Verkehrsdschungel gesorgt haben (Danke!).
Morgens dann (So. 11.9.) bemerkt man, dass wir tatsächlich in Italien sind. Nebel liegt über den Feldern und Wiesen, im Hintergrund einzelne Berge und kleinere Städte. Ein sehr schöner Anblick, so direkt nach dem Aufwachen. Wir nähern uns so langsam der Zivilisation. Das heißt, die Straßen werden enger und die Menschen auf ihnen risikobereiter. Stück für Stück quält sich der Bus in Richtung unseres Villaggios „Santa Fortunata“ in Sorrent. Wir sind da. Nur leider müssen wir erstmal noch 1 ½ Stunden auf unsere Schlüssel warten. Die Zeit wird genutzt, um sich zu unterhalten, zu spielen oder sich vom Schock zu erholen, seinen Personalausweis vergessen zu haben (kam zum Glück nur einmal vor und ließ sich leicht beheben). Aber dann haben wir endlich die Schlüssel. Für die Hütten am anderen Ende des Villaggio … Na gut.
Endlich angekommen und das Gepäck in den Bungalows abgestellt geht es erstmal zum Pool. Nur haben alle weder Ahnung gehabt, dass man für diesen eine Badekappe braucht, noch hat jemand diese mit oder will sie sich im kleinen Lokalmarkt ersteigern. Dann werfen wir einfach nochmal die Pläne um, es gibt ja immer noch den nahegelegenen Strand. Kein Sandstrand, nur Steine, aber das Wasser ist trotzdem erfrischend und – dank der Begleitung durch Herrn Wysk als Rettungsschwimmer – wird die Badegelegenheit gut genutzt.
Jetzt wird es auch Zeit für alle Teilnehmer, zwei grundlegende Dinge anzuerkennen: 1. Es ist warm in Italien und die Sonne brennt vom Himmel. 2. Die Mücken sind genauso schlimm wie die italienischen Verkehrsmanieren. An beides musste man sich im Laufe der Fahrt gewöhnen oder sich regelmäßig beklagen.
Über das Abendessen konnte man sich jedoch eher weniger beklagen. Zur Vorspeise (die nachgefüllt wurde) gibt es Nudeln mit Tomatensoße, dazu ausgezeichneten Parmesan. Manch einer könnte sich schon satt nennen, doch es gibt noch ein Hauptgericht: Eine Handvoll Kartoffeln und zwei Stücke Fleisch (oder Spinat Pattys für die Vegetarier). Wer jetzt die Vermutung äußert, dass die Vorspeise cooler klingt als das Hauptgericht, der wird sich durch das Essen der nächsten Tage bestätigt fühlen. Und nicht zu vergessen, ein Nachtisch. Mit vollen Mägen geht es dann in die Abendgestaltung.
Diese verläuft zweigeteilt: Man kann entweder erst noch mit dem Shuttle nach Sorrent fahren oder man setzt sich direkt mit einer kleineren (oder größeren) Gruppe vor den Bungalow und spielt, redet oder trinkt. Manche trinken in Maßen, andere in Massen. Alle Bungalows? Nein! Ein von unbeugsamen Schülern bevölkerter Bungalow hört nicht auf, dem Alkohol Widerstand zu leisten. Irgendwann kommt doch auch die letzte Party zum Ende sowie das letzte philosophische Nachtgespräch. Und damit geht der erste, noch relativ ereignislose, aber dennoch etwas chaotische Tag zu Ende.
Aber die Nacht sollte nicht allzu lang sein, denn um kurz nach sieben geht es direkt schon auf zum Frühstück (Mo. 12.9.). Vorausgesetzt man übersteht die schlaftrunkene und verkaterte Völkerwanderung durch das Villaggio. Das Frühstück fällt, vor allem im Vergleich zum gestrigen Abendbrot und im Gegensatz zu vielen von uns gestern, ziemlich nüchtern aus. Brötchen mit Käse, Schinken, Brotaufstrichen und Marmeladen, Obst und klassischem Hotelsaft. Danach zieht die Karawane weiter, zurück zu den Bungalows, Sachen packen und wieder zurück zum Bus. Das tägliche Schrittziel ist gefühlt schon geschafft. Dann im Bus, nach obligatorischer Verspätung, geht es los zu unserem ersten großen Programmpunkt der Studienfahrt, dem UNESCO-Weltkulturerbe, der Ruinenstätte in Paestum.
Nach einem (für manche mehr, manche weniger) interessanten Vortrag von Herrn Dr. Rubel über dorische Säulenkunst und Tempeleigenheiten der Griechen unter der sengenden Sonne werden wir in eine kurze, freie Besichtigungszeit entlassen. In Kleingruppen werden die drei Tempel (für Athena, Poseidon und die Basilika), weitere typische Bauwerke, andere Kulturgüter und Eidechsen bewundert. Danach flüchtet man sich ins nahe gelegene Museum, um der Sonne zu entfliehen. Für die restliche Zeit des Nachmittags hat man zwei Möglichkeiten: Der Besuch einer Büffelfarm oder das Abkühlen an einem (diesmal besandeten) Strand.
In der Büffelfarm werden zuerst die Tiere bewundert und vom anwesenden Fahrtenteilnehmer und landwirtschaftskundigen Finn Lövenich einige Eigenheiten und Prozesse auf dem Hof genauer erklärt. Aber den Unterschied zwischen Kuh und Büffel kann man nicht nur sehen, nein, man muss ihn auch schmecken! Also setzt sich die Gruppe erstmal gemeinsam an einen Tisch und probiert – gut behütet durch die deutschsprachige Bedienung – Büffelmozzarella, Nudeln, Brot, Pommes und Käse. Ein entspanntes Essen im Schatten. Was kann es Besseres geben! Zum krönenden Abschluss dann noch ein Eis auf die Hand, natürlich auch aus Büffelmilch. Dann geht es los, die Gruppe vom Strand abholen, um dann an der Büffelfarm vom Bus abgeholt zu werden.
Am Strand hingegen, nachdem man sanft aus dem Bus geschmissen wurde, gibt es zunächst Probleme bei der Platzfindung. Nirgends darf man lange bei einer Liege sitzen bleiben. Dann eben ohne Liege, einfach Sachen abstellen und ab ins Wasser. Ob man nun Ball spielt, nur entspannt plantscht, mit anderen redet oder die inoffiziellen Auf-den-Schulter-Wrestling-Meisterschaften veranstaltet – Spaß haben alle. Zwischendurch suchen sich manche Essen. Dieses ist zwar gut, jedoch hat das Restaurant die Preise gut gepfeffert, sodass man sich leicht abgezogen vorkommt. Die Zeit vergeht im Flug und dann kommt auch schon die Büffelgruppe, um die Strandleute abzuholen.
Mit dem Bus dann zurück zu unseren heißgeliebten Bungalows. Diesmal zum Abendbrot: Vorspeise Farfalle mit Tomatensoße, Hauptgang Schnitzel (oder wieder Gemüsepatty) mit einem Löffel Erbsen (ich verweise an die zuvor erwähnte Qualitätsdifferenz), als Nachtisch Wassermelone. Wie letzte Nacht gibt es auch hier wieder die Möglichkeit, erst noch nach Sorrent zu fahren, bevor sich dann wieder Kleingruppen bilden. Netterweise sind diese aber diesmal anders durchmischt, so dass sich andere Gruppen bilden, die teilweise beim Trinken bleiben, verzweifelt versuchen Phase 10 zu spielen oder sich gegenseitig in Misstrauen anschreien, wer von ihnen Werwolf sei. Ein Sieg für das Liebespaar wie es im Buche steht. Und auch heute fallen die letzten Wachbleiber irgendwann in den Schlaf.
Bis der Wecker klingelt, denn um 7.00 Uhr gibt es immerhin schon wieder Frühstück (Di. 13.9.). Im Halbschlaf wird das Hotelessen verschlungen, manche waren clever genug, sich ihren Rucksack vorher schon zu packen und sich so die langen Wege zum Bungalow zu sparen. Dann ab in den Bus und auf nach Capri. Genauer gesagt nach Sorrent, wo wir in Rekordzeit aus dem legal fragwürdig haltenden Bus aussteigen und die Innenstadt bis zum Hafen durchwandern. Zum Glück ohne Verlust durch italienische Automobilbesitzer.
Nach einer gefühlten Ewigkeit, die wir auf unser Boot warten, können wir endlich ablegen. Mit dem Boot geht es dann rüber zur Insel Capri, die wir zunächst mit dem Boot umrunden, was den Blick auf ein wunderschön blaues Meer und diverse Steinformationen und natürlich entstandene Grotten und Tunnel offenbart. Wen dies nicht so interessiert, der kann ja einfach schlafen. Bei der schönen Sonne und dem gleichmäßigen Wellengang kann man das einem auch echt nicht übelnehmen. Danach darf man sich entweder die Grotta Azzurra (Blaue Grotte) ansehen oder sich direkt auf der Insel umschauen.
Im Dorf Capri selbst ist es eher voll und man bahnt sich durch die Menschenmengen. Ab und zu muss man schnell von der Straße huschen, um einem ungewohnt kleinen und schmalen Auto Platz zu machen. Man kann die Läden durchstreifen, an Restaurantpreisen verzweifeln und weitersuchen oder sich im Schatten der Bäume der „Gärten des Augustus“ entspannen und die Aussicht genießen.
Hat man sich hingegen entschieden, sich in die Grotta Azzurra zu wagen, so muss man diese Entscheidung erstmal wieder überdenken, da die Fahrt entgegen ursprünglichen Annahmen fast 30 € kostet. Und diese Entscheidung muss sogar noch unter Zeitdruck getroffen werden, da das letzte Boot kurz vor der Abfahrt steht. Die Fahrt selbst dauert nur 10 Minuten, da aber auch noch viele andere Boote in die Grotte wollen, folgt eine einstündige Wartezeit auf dem Boot. Was würde man nur ohne Gespräche und Kartenspiele machen …
Doch dann endlich steigt man zu viert in ein kleines Ruderboot um und macht sich auf zum Eingang. Aufgrund der Höhe des Eingangs muss man sich jedoch komplett ins Boot legen oder riskieren, sich den Kopf an den Felsen zu schlagen. Drinnen kann man sich dann wieder bequem hinsetzen. So bequem, wie man das eben in Booten kann, die so eng sind, dass man mit breiten Hüften schwer zu zweit nebeneinander sitzen kann. Nach einer drei- bis fünfminütigen Umschau- und Fotozeit sowie der Gelegenheit, manchen Bootsfahrern beim traditionellen Singen zuzuhören, geht es dann wieder zurück zum großen Boot und in den Hafen und später von dort aus zurück zum Hafen von Sorrent, von dort zurück zu den Bungalows. Auch heute läuft das Abendprogramm nach dem Abendessen sehr ähnlich ab.
Das nächste wichtige Ereignis ist die Busfahrt zum Vesuv (Mi. 14.9.). Wir müssen jedoch auf einem Parkplatz etwas abseits vom Vesuv halten und etwas mehr als eine halbe Stunde warten, bis zwei Shuttlebusse am Parkplatz ankommen, die uns dann zum Vesuv fahren können. Hoch die Serpentinen, vorbei an runtergekommenen Häusern, edlen Villen, abgestorbenen sowie grünen Bäumen. Dann vom Parkplatz aus bergauf wandern. Bis hoch zum Krater in sengender Sonne. Der Vesuv ist … ok, enttäuschend, wenn man mit Lava gerechnet hat. Wer aber schon vorher wusste, dass der Vesuvkrater aus Geröll und Gestein besteht, wurde nicht enttäuscht. Die Aussicht auf die umliegenden Städte und Landschaften kann jedoch jeder bewundern.
Erinnert ihr euch noch daran, wie ich sagte, dass uns das Busunternehmen hat warten lassen? Die halbe Stunde war noch gar nichts im Vergleich zu den über 1 ½ Stunden, die wir auf die Rückfahrt warten mussten. Das größere Problem hierbei war aber, dass wir durch den unerwarteten Zeitverlust weniger Zeit in Neapel hatten. Dennoch stand nach dem Vesuvbesuch Neapel an. Auch hier konnte man erneut wählen: Entweder man macht einen Museumsbesuch unter Führung von Herrn Dr. Rubel, Herrn Wysk und Herrn Dr. Jaeger, schlägt sich auf eigene Faust durch die Straßen oder folgt einer (durch das Busunternehmen) stark gekürzten Stadtführung unter Führung von Frau Crespo und Frau Lütz-Gras.
Die Stadt-Tour führt zuerst auf die Piazza Dante, der diese auch als Statue überwacht. Am dortigen Trinkwasserbrunnen werden schnell ein paar Wasserflaschen aufgefüllt und eine kleine Stärkung konsumiert. Dann ein Minivortrag über Neapolitanische Buchantiquarie (nach relativ ausgiebiger Recherche habe ich keine Ahnung, ob es dieses Wort gibt, oder nicht, aber es sollte meiner Meinung nach existieren und passt in den hiesigen Kontext) und weiter über die Via dei Tribunali. Vorbei an der Statue der Pulcinella und der Napoli Sotterranea mit unterirdischen griechischen Zisternen, die wir aufgrund der Verspätung nicht besichtigen können.
Darauf folgt die Kirche Santa Maria Delle Anime del Purgatorio ad Arco und die komplett mit Baugerüsten verkleidete Chiesa dei Girolamini mit der bekannten „Madonna con la Pistola“ von Bansky nebenan, der uns ins Grübeln kommen lässt über die Mafia und die moderne Gesellschaft. Abschluss bietet die Capella di San Gennaro, gefüllt mit Bildern und Statuen sowie den Reliquien des Heiligen Januarius. Danach eilen wir schnell zurück zum Bus. Eine schöne, lehrreiche Tour. (Es kann zu Verwechslungen von Namen und Bauwerken gekommen sein, da das Verstehen von im Nachhinein geänderten Plänen eine Kunst an sich ist …).
Wir schalten zurück zu unseren sieben Schülern im Museumsteam, die sich nach dem Plündern eines Snackgeschäftes in die Hallen der Kunst wagen. Unter der Führung von Expeditionsleiter Rubel geht es vorbei an Herkulesstatuen, der Venus Kallypigos (Venus mit dem schönen Hintern – kein Witz!), tanzenden Faunen bis zum Alexandermosaik, welches Alexander den Großen in seiner Schlacht gegen die Perser zeigt. Nach ein paar Läuferbronzen wagt sich die mutige Truppe in das „Geheimkabinett“ vor, gefüllt mit erotischen Darstellungen des Gottes Pan verwickelt im Koitus mit einer Ziege …
Danach folgen bildungstechnisch nicht weniger wertvolle Instrumente antiker Medizin und Produkte des Glashandwerkes. Nach einer dreißigminütigen Freizeit im Museum (keine Sorge, alles ist ganz geblieben) und dem Durchstöbern des Souvenierladens geht es dann mit kleiner Verspätung von zehn Minuten zurück zum Bus. Es ranken sich diverse Legenden darüber, was Gruppen ohne Programm, dafür aber mit Freizeit in Neapel getrieben haben, aber was bestätigt ist: Alle sind pünktlich, unversehrt und nicht bestohlen bei Abreise zurück beim Bus. Am Abend gibt es verschieden Pizzen, manche mehr, manche weniger exotisch. Die Lehrer gehen am Abend aus, schick essen, es sei ihnen gegönnt.
Der Donnerstag (15.9.) ist der freie Tag der Busfahrer. Da heute aber die Ruinen von Pompeji anstehen und die Strecke blöd zu laufen ist, müssen wir eben zum Bahnhof gebracht werden, was uns die netten Busfahrer schenken. Im Zug nach Pompeji schlafen manche im Stehen, andere reden im Sitzen, aber alle langweilen sich unter ihren vorgeschriebenen FFP2-Masken. Aber dann endlich in Pompeji laufen wir bis zur Ruinenstätte. Dort beim Amphitheater teilt sich die Gruppe in den Latein- und Deutsch- sowie in den Bio- und Mathe-LK auf. Unter Führung des Mathe- bzw. Latein-LK laufen wir dann von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit.
Nach dem Vortrag über das Amphitheater geht es weiter zur Fullonica des Stefanus, dem Haus des Meander, dem Großen Theater, dem Isis-Tempel bis zu den Stabianer Thermen. Nach dem Lupanar (Bordell) – bei dem seltsamerweise die längste Anstellschlange ist – und kurz vor der Mittagspause fängt es an, laut zu donnern und zu blitzen. Im strömenden Regen und in der Nähe hoher Bäume wird der Hunger gestillt und Tic-Tac-Toe Strategien ausgearbeitet. Dann teilen sich die Gruppen wieder und untersuchen weiter die Ruinen, wie die Ruinen der Basilika am Forum und derer des Apollon-Tempels, bis die Gruppen sich erneut mischen und den weiteren Verlauf diskutieren.
Bis auf sieben Schüler und die Geschichtsliebhaber Herr Dr. Jaeger und Herr Dr. Rubel entscheiden sich alle bereits nach Hause zurückzukehren. Diese kleine Truppe von Geschichtsfans bleibt noch, um die Villa des Fauns sowie die zu untersuchen, v. a. die Leda mit dem Schwan und schließlich das Cave-Canem-Mosaik (ein Fußbodenmosaik eines Hundes mit den Worten Cave Canem = Hüte dich vor dem Hund) zu bestaunen. Eine weitere Splittergruppe gibt auf und kehrt zur Basisstation zurück, so dass nur die mutigsten und entschlossensten Geschichtsexperten übrigbleiben.
Zu viert, weiter unter der festen Führung Rubels, wird sich in die Villa Oplontis, ein weiteres UNESCO-Weltkulturerbe, vorgewagt. Dabei handelt es sich um eine große kaiserliche Villa nahe Pompeji, die wahrscheinlich der zweiten Frau Kaiser Neros namens Poppaea gehörte. Dementsprechend edel und aufwändig gestaltet glänzt sie mit vielen relativ gut erhaltenen Wandmalereien. Nun endlich gesättigt mit Wissen über die vielen Stile der Wandmalereien und die Kultur der Römer treten auch sie die Reise gen Heimat an. Nur eben unter starker Verzögerung auf der Zugrückfahrt durch einen defekten Zug auf den Gleisen. Da fühlt man sich doch gleich wie zuhause.
Doch auch die Gruppe, die als erste Heimweh ins Villaggio verspürte, hatte so ihre Schwierigkeiten mit dem Zug, der drei Stationen vor Sorrent liegen blieb. Also umsteigen und dann klappt das. (Wer weiß, vielleicht handelt es sich ja um den gleichen Zug …) Nur leider ist die letzte Station eben Sorrent und nicht das Villaggio. Naja, aber es fährt ja zum Glück ein Shuttle von Sorrent zu unserer Unterkunft. Oder? Ja, aber natürlich nicht über die Mittagszeit. Also zu Fuß oder warten. Der Fußweg (vor allem mit frischen Einkäufen) ist beschwerlich und kommt einem sehr lang vor. Am Rande der Erschöpfung ist man dann endlich zuhause. Eine geeignete (und nötige Abkühlung) bietet das Wasser. Wer in Sorrent blieb und wartete, konnte einfach den Shuttle zurück genießen. Verwöhnte Schnösel …
Wer die Tage mitgezählt hat, dem sollte aufgefallen sein, dass es leider schon Zeit zur Abreise ist (Fr. 16.9.). Das letzte Frühstück, man packt sich noch Lunchpakete, fegt die Bungalows und stopft seine Koffer voll. Dann auf in den Bus. Für den gesamten nächsten Tag. Abends plötzlich: Ein Jubelschrei hallt durch den Bus. Wir dürfen bei McDonalds halten! Zu Fünfzig wird das Resteraunt gestürmt, alle drängen sich an die Automaten. Das klappt bei allen relativ problemfrei, außer bei einer 8er-Gruppe, bei der die Bestellung mit Karte gezahlt wird, aber der Automat keinen Beleg liefert. Nach verzweifelten, viel zu langen und erschöpfenden Diskussionen (die Sprachbarriere lässt grüßen) und einer Wiederholung der Bestellung dürfen wir endlich die heißersehnte, halbkalte Bestellung in die Arme schließen. Als Folge: eine Viertelstunde Verspätung.
Kurz vorm Ziel dann werden wir den Müll im Bus los und verabschieden uns vorzeitig von Frau Lütz-Gras (hierbei handelt es sich laut Herrn Rubel um unabhängige Ereignisse), die uns an der letzten Raststätte vor Düren verlässt. Doch dann endlich zuhause in Düren, vorm Stift wartet bereits sehnsüchtig eine Horde Eltern. Die Schüler torkeln aus dem Bus, krallen sich ihre Koffer und verabschieden sich. Ein relativ antiklimatisches Ende eines so schönen Events des Schullebens.
Doch zur Vollständigkeit sei auch ein negativer Aspekt der Fahrt genannt: Die Gruppe. Beruhigt euch, liebe Eltern, denn ich spreche nicht von unserer Gruppe. Zeitgleich war auch eine Gruppe Coburger im Villaggio anwesend. Und die hatten eine wesentlich schwierigere Beziehung zum Alkohol. Zwar gab es auch nette Coburger, mit denen man sich gerne abends noch unterhalten hat, aber eben auch ein paar sehr knülle, die irgendwann sehr aufdringlich und nervig waren (teilweise sogar beleidigend und provozierend). Am letzten Abend dann der Supergau, ein paar Coburger trinken sich bis zum Kontrollverlust und an den Rand der Alkoholvergiftung, was auch unsere Stimmung vergiftet hat. (Es ist glücklicherweise alles gut ausgegangen.)
Dennoch ist das einzige Fazit, dass sich ziehen lässt, das folgende: Die Studienfahrt war ebenso lehrreich wie entspannend. Die Unternehmungen waren divers und hatten alle ihren eigenen Charme, die Freizeit und die Busfahrten erlaubten der Gruppe, sich zu entfalten und neue Kontakte zu knüpfen. Es wurde gescherzt, gespielt, philosophiert und geredet. Ich bin mir sicher, dass jeder von uns Teilnehmern mindestens eine Erinnerung haben wird, an die er sich noch in 20 Jahren positiv zurückerinnern wird. Danke an die Lehrer und vor allem an alle anderen Teilnehmer.