Sonntagabend 22.07.2012 – es ist vollbracht. Was vor der diesjährigen Handball-EM nur wenige erwartet hatten, ist eingetreten. Die A-Jugend des Deutschen Handballbundes ist Europameister geworden und mit Simon Ernst hat ein Schüler des Stiftischen Gymnasiums das Team über weite Stationen als Spielmacher zum Sieg geführt. Mit einem 30:29 Erfolg nach Verlängerung über Schweden holte Deutschland überraschend den U18-Europameistertitel im Handball.
Die U18-Europameisterschaft im Handball wurde in diesem Jahr am Bodensee in Österreich in den Spielorten Bregenz und Hard ausgetragen. 16 Spitzenmannschaften des europäischen Handballs hatten sich hier am 12.07.2012 getroffen um sich zu messen und das beste Team zu bestimmen (http://www.handball-euro2012.at). Für das deutsche Team führte der Weg über Island (22:22), Frankreich (29:21 Sieg) und Schweden (20:29 Niederlage) in die Hauptrunde gegen Weißrussland (31:24 Sieg) und Österreich (34:24 Sieg). Das Halbfinale gegen Spanien wurde mit 42:37 gewonnen und somit das Finale gegen Schweden erreicht.
In dem Halbfinale gegen Spanien wurde die Leistung von Simon Ernst (Jgst. 13) schon von Bundestrainer Petersen herausgestellt. Zitat (auf www.dhb.de) von Klaus-Dieter Petersen: „Ich bin mit meinen Spielern zufrieden, wobei ich die Leistung von Simon Ernst als genial bezeichnen möchte, …“. Simon war in allen entscheidenden Spielen einer der herausragenden Schützen der deutschen U18 Nationalmannschaft und konnte das Team als Spielgestalter auf der Position Rückraum Mitte im positiven Sinne lenken. Folgerichtig wurde er bei der Siegerehrung der Europameisterschaft noch ergänzend als bester Spieler auf Rückraum Mitte ausgezeichnet. Vor diesem Hintergrund ist sicher manch eine Unterrichtsstunde zu tolerieren, die Simon in den letzten Monaten versäumen musste, um zu dieser exquisiten Leistung gelangen zu können.
Eine kleine Dürener Delegation um den Berichterstatter hatte sich – neben der am Bodensee urlaubenden Familie Ernst – nach der Kenntnis vom Finaleinzug des Teams um Simon auf den Weg Richtung Bodensee und zum Spielort gemacht. Sie sollte den Weg nicht bereuen und konnte nach der WM 2007 wieder einem hervorragenden Handballspiel mit deutscher Beteiligung beiwohnen, von dem nun noch etwas genauer berichtet werden soll.
Eine mit über 2500 Zuschauern gefüllte Handball-Arena in HARD (bei Bregenz), mit zahlreichen Fans der beiden Finalisten Deutschland und Schweden, sorgte am 22.07.2012 für einen prachtvollen Finalrahmen. Die Spieler der Finalisten dankten es mit einem grandiosen Finalspiel – dem Spiel der Spiele bei dieser EURO. Waren die Deutschen in der Vorrunde noch mit 29:20 von der hervorragenden schwedischen Mannschaft gebügelt worden, so war nach dem Beginn der ersten Halbzeit schon klar, dass die Einseitigkeit hier nicht einziehen würde. Die Schweden wurden zwar als haushoher Favorit gehandelt, aber der Bundestrainer hatte sein Team – anhand der Geschichte von David und Goliath aus dem Alten Testament, mit der er verdeutlicht hatte, wie man auch gegen einen vermeintlich übermächtigen Gegner eine Chance hat, – wohl hervorragend eingestellt. Die deutschen Fans taten ein Übriges zum Spielverlauf.
Die Schweden begannen das Duell mit einem länger andauernden Ein-Tore-Vorsprung, der etwa 15 Minuten hielt, dann konnte das deutsche Team erstmalig mit 8:7 in Führung gehen. So etwas hatten die Skandinavier im Turnierverlauf noch nicht erlebt und hatten sichtlich Mühe, dies zu kompensieren. Mit einem 14:13 für Deutschland ging es nach 30 temporeichen Minuten in die Kabinen.
Hier hatten die Jungs um Simon wohl die besseren Getränke bekommen und sie konnten in Halbzeit II innerhalb weniger Minuten auf einen Vier-Tore-Vorsprung erhöhen. Doch zur 40. Spielminute war es fast egalisiert – 17:18. Nun wurde das Spiel zerfahren und war von beiderseitiger Nervosität geprägt, die Torhüter und das Gebälk standen im Vordergrund des Geschehens. Bis zur 46. Minute hatte das deutsche Team aber wieder auf einen Drei-Tore-Vorsprung erhöhen können. Die Schweden hielten wieder dagegen und glichen zur 49. Minute aus.
Und nun wurde es endgültig dramatisch und für Herzkranke gefährlich. Ständig wechselte die Führung bis den Schweden zur 56. Minute erstmals eine Zwei-Tore-Führung gelang. Zwei Minuten vor dem Abpfiff landete ein Siebenmeterwurf von Zettermann im Gesicht von Torhüter Jonas Maier, der Schwede erhielt die rote Karte. Maier, bester Spieler des Abends, konnte weiterspielen und hielt wie gehabt grandios. Nach dem 26:24 – eine halbe Minute vor Schluss – sahen die Schweden noch wie der sichere Sieger aus, doch mit offener Manndeckung und Überzahl kamen die deutschen Jungs Sekunden vor dem Abpfiff zum Ausgleich (26:26).
Mit diesem psychologischen Vorteil ging es in zweimal fünf Minuten Verlängerung – hier konnte man einen Zwei-Tore-Vorsprung herausspielen und schlussendlich zum glücklichen, aber verdienten Sieg mit 30:29 gelangen.
Glückwunsch an Simon Ernst und das deutsche U18-Team!
G.Bünten