Mit dem Thema „Die Karikatur – als zeichnerische Erprobung und druckgrafische Umsetzung des eigenen, schülerischen Werks im Vergleich zur kunstgeschichtlichen Erforschung einzelner Werke von Francisco de Goya“ beschäftigen sich die Oberstufenschülerinnen und -schüler der Kunst-Grundkurse der Jahrgangsstufe Q1.
Die Karikatur (ital. caricare „überladen“, „übertrieben komisch darstellen“) ist eine satirisch-komische Darstellung von Menschen oder gesellschaftlichen Zuständen. Als grafische Darstellungsform übertreibt sie bewusst, spitzt zu und verzerrt charakteristische Züge einer Person oder eines Ereignisses, um durch den aufgezeigten Kontrast zur Realität und die dargestellten Widersprüche den Betrachter der Karikatur zum Nachdenken zu bewegen. Oftmals nimmt die Karikatur zu einem aktuellen Sachverhalt sarkastisch-ironisch Stellung.
Wesentliche Fehler und Mängel der dargestellten Person (z.B. eines Politikers) oder des dargestellten Objektes oder Ereignisses werden aufgedeckt und durch die Art und Weise der meist zeichnerischen Präsentation der Lächerlichkeit preisgegeben. Die Karikatur kann mehr satirisch oder eher humoristisch ausgerichtet sein, je nachdem, ob sie ihr Opfer völlig verurteilt und lächerlich macht, oder – als bloße Witzzeichnung – nur einige Mängel mit leiser Ironie kommentieren will.
Darstellungen in karikierenden Formen finden sich zwar schon zur Zeit der griechischen und römischen Antike (ca. 800 v. Chr. – 600 n. Chr.) – eine künstlerisch differenzierte und profilierte Bedeutung erlangt die Karikatur allerdings erst in der Renaissance u. a. durch Werke von Leonardo da Vinci, Albrecht Dürer und Hieronymus Bosch. Über die Darstellungen des Individuellen hinaus, entwickelt sich seit der Renaissance und der Reformation auch immer mehr die Kritik an Institutionen wie Kirche und Staat.
Ein beispielhafter Kritiker dieser Zeit ist der spanische Künstler Francisco de Goya (1746-1828), mit dessen druckgrafischer Werkreihe „Los Caprichos“ die Reihe der bedeutenden Karikaturisten des 19. Jahrhunderts beginnt. Ein weiterer, bedeutender Karikaturist aus dem deutschsprachigen Raum ist z.B. Wilhelm Busch (1832-1908), der zudem auch noch mit seinen Bildgeschichten wie „Max und Moritz“ als einer der ersten Comic-Zeichner gilt.
In diesem Gesamtzusammenhang erstellen die Schülerinnen und Schüler eigene naturalistische Studien zu Vorlagen von Prominenten aus den Bereichen Politik, Film und Musik, deren charakteristische Merkmale sie selbständig zu zeichnerischen Karikaturen umwandeln. Als finales Endprodukt ihrer Karikaturen nutzen die Schülerinnen und Schülern, ähnlich wie Francisco de Goya, die Druckgrafik in Form des klassischen Hochdruckverfahrens.
Hierbei wird die zeichnerische Karikaturvorlage zuerst als Spiegelung per Kohlepapier auf eine Linoleumplatte gepaust und anschließend mit den dafür vorgesehenen Linolschnittwerkzeugen, der Form entsprechend, ausgeschnitten. Abschließend werden die Linolplatten zunächst mit spezieller Druckfarbe eingewalzt, um sie demzufolge dann entsprechend auf Papier drucken zu können.
So besteht in diesem druckgrafischen Kontext nun die Möglichkeit, nicht nur eine einzelne Karikatur als Unikat zu erhalten, sondern von dem eigentlichen Werk eine beliebige Vervielfältigung zu erzeugen – ganz im Sinne von Francisco de Goyas kritischen Reproduktionen.
StR Golz / Fachschaft Kunst