Dieses Jahr war es wieder soweit: Zum 40. Mal fand der Amerikaaustausch mit der Mount Lebanon Highschool statt und nach drei Jahren Pause gab es wieder ein volles Programm. Die Austauschschüler besuchten uns bereits im Juni für zwei Wochen und so waren wir Anfang Oktober in Pittsburgh. Zwischen 3 Grad mit starkem Regen und 30 Grad in der prallen Sonne haben wir wettermäßig alles erlebt.
Nach ungefähr 19 Stunden Hinflug und einigen stressigen Sporteinheiten am Flughafen in London kamen wir endlich in der amerikanischen Kleinstadt Mount Lebanon an. Bereits auf dem Weg dorthin fielen uns Unterschiede aus Film und Fernsehen auf, wir verloren Koffer und wurden von dem typisch amerikanischen gelben Schulbus abgeholt. Gleich darauf trafen wir dann neue und uns bereits bekannte Austauschülerinnen und -schüler wieder.
Mit Jetlag gab es dann ein Willkommensfrühstück und direkt im Anschluss erkundeten wir die Schule, wodurch wir einen ersten Einblick ins amerikanische Schulsystem erlangten. Auch wenn Mount Lebanon besonders für seine Vielfalt an Sportangeboten bekannt ist, war dennoch das erste Footballspiel am Abend nicht so siegreich. Dafür spürte man aber deutlich die stark zusammenhaltende Schulgemeinschaft und ihre brennende Begeisterung für den Sport.
Nach zwei Tagen mit der Gastfamilie, in denen einige den sogenannten „amerikanischen Lifestyle“ hautnah erleben konnten, trafen wir, alle Gastfamilien und auch die Gründungsfamilie des Austauschs, Familie Campbell, am Sonntagabend für eine Welcome Party zusammen. Gemeinsam klang dieser Abend mit harmonischen und musikalischen Zusammenspiel aus und für einige ging es noch in die Uptown, um dort das erste amerikanische Eis zu essen, welches übrigens zwar teuer ist, dafür aber auch mindestens dreimal so groß wie eine normale Kugel in Deutschland.
Am Montag fuhren wir mit dem Bus in die US-Hauptstadt Washington DC. Highlight dort waren nicht nur die 23.000 Schritte, die wir fast jeden Tag machen mussten, sondern auch der Besuch des Capitols, der Archive, in denen wir die originalen „Bill of Rights“ sehen konnten, die zumindest äußerliche Besichtigung des Weißen Haus, sowie auch der Besuch von mehreren Memorials, wie das „Martin Luther King Memorial“ oder das „Thomas Jefferson Memorial“, wo wir ein interessantes Gespräch mit einem Ranger hatten.
Abends durften wir dann in kleineren Gruppen zusammen essen gehen, wobei es sich empfiehlt, nur mit geeignetem Vokabular zu bestellen, denn „hot“ bedeutend nicht, dass man sein Gericht gerne warm hätte, sondern „scharf“ – und scharf ist in Amerika nun erfahrungsgemäß Geschmacksnerven abtötend. Ein weiteres Detail ist dann auch noch die Tip culture, und generelle Restaurant Normen, die für den ein oder anderen dann doch ein bisschen sehr verwirrend im Vergleich zur Heimat waren; aber auch das haben wir gemeinsam gemeistert.
Auch wenn wir um Mitternacht zurück im Hotel sein mussten, hieß das noch lange nicht, dass man schlafen gehen musste. Die zwei Abenden in Washington endeten mit einem gemeinsamen Zusammenkommen in einem einzigen kleinen Zimmer, lustigen Storys und mit einem Toga tragenden Schüler, wodurch fast eine kleine „Sekte“ entstanden ist. Zurück in Mount Lebanon hatten wir in der letzten Woche neben unseren weiteren Highschool-Alltag noch einige andere Highlights, wie zum Beispiel eine Horror-Halloween-Night, bei der wir alle zusammen Pizza gegessen und Horrorfilme geschaut haben, der Besuch eines Colleges, des Carrie Furnace Stahlofens und einer großen Shopping-Mall.
Ein ganz besonderer Tag war für die meisten von uns dann, als wir das echte Football Stadium der Pittsburgh Steelers besichtigen durften. In einer sehr spannenden Führung konnten wir nicht nur das Spielfeld und die Kabinen der Spieler ganz nah sehen, wir haben auch Details zu den Ritualen der Mannschaft erfahren, zum Beispiel, dass niemand auf die Teppich-Logos auf dem Boden treten darf und diese auch bei Konzerten extra abgedeckt werden, da das sonst Pech für das nächste Spiel bedeutet. Auch Pittsburgh selbst konnten wir im Anschluss von dem Dach des PPG-Buildings von oben sehen. Über das Geländer durften dann auch nur Personen ohne Höhenangst schauen, denn die knapp 200 Meter Höhe können zwar sehr beeindruckend, aber auch gefährlich wirken.
Leider ging es dann nach 14 Tagen mit einigen Tränen auch schon wieder zurück nach Hause, allerdings blieb dieser Weg auch nicht hürdenfrei. Verzögert wurde unsere Reise nicht nur durch einen Feueralarm am Flughafen in Pittsburgh, zwei verlorenen Schülern in Köln, sondern auch die deutsche Bahn hatte mal wieder ihre Probleme und sorgte dafür, dass wir mehr als eine Stunde festhingen, obwohl dies im Nachhinein betrachtet ziemlich pünktlich ist – zumindest für die deutsche Bahn.
Letztendlich muss man aber sagen, dass die 23-stündige Rückreise unsere gute Laune nicht verdorben hat, sondern wir trotzdem alle glücklich und mit tollen Erinnerungen wieder zu Hause angekommen sind. Wir alle hatten eine unvergessliche Zeit, wir haben mit vielen Amerikanern enge und hoffentlich dauerhafte Freundschaften und vielleicht sogar auch Liebschaften geschlossen. Etwa 50 % der Flüge des USA-Austauschs wurden übrigens über die Non-Profit-Organisation Atmosfair, die sich für die Kompensation und Reduzierung klimaschädlicher Treibhausgase einsetzt, von den Teilnehmenden und Lehrkräften kompensiert.
Text und Fotos: Malin Döll, Laura Eismar, Anja Riediger (alle Jgst. Q2)