Beeindruckendes Zeitzeugengespräch zur SED-Diktatur

21.01.2018 | Projekte, Veranstaltungen

Kurz vor dem Abitur freuten sich die beiden Grundkurse Geschichte der Jahrgangsstufe Q2 von Herrn Klemm über eine überaus interessante Begegnung mit einer Zeitzeugin, die als politischer Häftling im DDR-Frauengefängnis Hoheneck in den achtziger Jahren inhaftiert war.

Zeitzeugin Heidrun Breuer berichtete anschaulich und authentisch über den Gefängnisalltag im Stasi-Gefängnis Hoheneck.

Begleitet von ihrem Ehemann berichtete Heidrun Breuer sehr anschaulich und authentisch über ihre negativen Erfahrungen mit der Staatssicherheit. Besonders schockierend waren dabei die Schilderungen der Haftzeit in Hoheneck, die durch Willkür und Erniedrigung im Gefängnisalltag geprägt waren, aber auch von der vorherigen Festnahme und Untersuchungshaft in Cottbus, die insbesondere durch die Trennung von der damals erst neunjährigen Tochter als einschneidend und unmenschlich empfunden wurde.

Heidrun Breuer hatte vor allem aufgrund der Erlebnisse mit Urlaubern aus der BRD in Bulgarien im Jahr 1979 den Eindruck als DDR-Bürger ein „Mensch zweiter oder sogar dritter Klasse“ zu sein und stellte seit dem Jahr 1981 alleine und gemeinsam mit ihrem damaligen Ehemann insgesamt siebzehn Ausreiseanträge aus der DDR. Als sie einem Freund im Westen ihre privaten Daten gab, in der Hoffnung ihre Ausreise so zu beschleunigen, wurde sie am 28.05.1984 nach Paragraph 99 des Strafgesetzbuches der DDR als „gesellschaftliche Landesverräterin“ und nach Paragraph 219 wegen „Nachrichtenübermittlung an eine fremde Macht“ zu zwei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Am 3. Mai 1985 wurde Heidrun Breuer von der BRD freigekauft, vier Monate später durfte auch ihre Tochter, die inzwischen elf Jahre alt war und während der Inhaftierung ihrer Mutter bei den Großeltern gelebt hatte, in den Westen ausreisen.

Abschließendes Gruppenfoto mit Zeitzeugin Heidrun Breuer

Im Anschluss an den sechzigminütigen Vortrag, der durch Fotoaufnahmen zum Gefängnis Hoheneck und vor allem durch persönliche Dokumente wie private Briefe der Tochter aus der Haftzeit oder Einblicke in die eigenen Stasi-Akten sehr gewinnbringend vertieft wurde, stand Heidrun Breuer den Schülern bereitwillig für die Beantwortung der zahlreichen Fragen beispielsweise zur Wiedergutmachung durch den Staat und die wirtschaftlichen Profiteure (Ikea, Otto, Quelle, Neckermann,…) oder zur Bedeutung von Freundschaft im „Unrechtsstaat DDR“ zur Verfügung.

In Erinnerung bleiben wird der abschließende Appell an die heutige Gesellschaft, das Geschehene nicht zu vergessen.

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