Den ehemaligen Stift-Schülern Julian Ruoff und Gereon Bohm merkte man das Herzblut deutlich an, welches der Auslandsaufenthalt in Ostafrika nach dem Abitur 2017 geweckt hat. Mit leuchtenden Augen berichteten sie den anwesenden Schülerinnen und Schülern der Oberstufe von ihren Erfahrungen und Erlebnissen in Tansania und Kenia. Beide wollten nicht dem Mainstream folgen und Australien oder Neuseeland bereisen, sondern Afrika kennenlernen. Julian entschied sich nach eingehender Recherche für ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) im Ausland in Tansania organisiert vom Träger „Deutsch-Tansanische Partnerschaft e.V. über das offizielle Programm „Weltwärts“ der Bundesregierung. Gereon wählte den privaten Verein „Future for Kids Kenia e.V.“, der ihm ein sechsmonatiges Praktikum in einer Schule in Kenia ermöglichte, wofür er allerdings monatlich jeweils 120 Euro selbst aufbringen musste, da es keine staatliche Förderung gäbe.
Die Berichte der beiden Afrikareisenden fielen bezüglich ihrer Aufgabenbereiche sehr unterschiedlich aus, die Begeisterung für Land und Leute im Osten Afrikas hingegen annähernd deckungsgleich. Julian bereitete in einem Firmenbüro u. a. Flyer und Plakate sowie den T-Shirt-Druck für Events zum Beispiel zum Thema Energieeffizienz vor, unterstützte den Verkauf von Wasserkochern zur energetischen Verbesserung und initiierte ein Projekt zum Recycling von Plastikflaschen. Gereon begleitete als zusätzliche Kraft den Schulunterricht in einer privaten primary school (Kindergarten plus Klassen 1-8), die unter anderem über Patenschaften aus Deutschland finanziert wird. Er übernahm aber auch zunehmend eigenständig den Deutschunterricht, der für den regionalen Tourismus unweit von der Küste bedeutsam ist, korrigierte Schularbeiten, begleitete Ausflüge z. B. eine Safari mit den Kindern in den nahegelegenen Nationalpark, unterstützte die Organisation von Aufnahme- und Abschlussfeiern sowie die tägliche Arbeit in der Küche. Trotz des langen Schultages, in der Regel von 6.30 Uhr bis 18 Uhr abends, konnte er ebenso wie Julian die afrikanische Wahlheimat auf Zeit ausgiebig kennen und schätzen lernen, z. B. das herzliche Wesen der Gastfamilien (Julian) und die traumhaften Strände (Gereon). Das Obst und Gemüse oder auch die afrikanische Küche insgesamt ist für Deutsche sehr günstig, aber vor allem auch besonders lecker. „Ich mochte vorher eigentlich keine Ananas, in Afrika aber schon!“, berichtete Gereon schmunzelnd. Julian wurde in einem einwöchigen Sprachkurs auf sein FÖJ in Afrika vorbereitet und hat hart an seinen Sprachkenntnissen gearbeitet, sodass er sich nun in der Landessprache verständigen kann. Er hat Motorradfahren gelernt und mit anderen Freiwilligen den zweiten höchsten Berg Afrikas in der Nähe des Kilimandscharo bestiegen. Gereon konnte sich im afrikanischen Schulalltag gut auf Englisch verständigen, er hat auch ein wenig Suaheli gelernt sowie in einer WG ohne warmes Wasser gelebt. „Zurück im heimischen Düren ist mir sehr klar geworden, wie verschwenderisch wir in Deutschland leben“, hält Julian nachdenklich fest.
Beide raten zukünftigen Afrikareisenden sich im Vorfeld des Auslandsaufenthaltes sehr gut vor allem bei ehemaligen Freiwilligen oder Projektteilnehmern zu erkundigen und auf die Erfahrungen einer größeren Organisation zu setzen, die sie im Zweifel vor Ort besser unterstützen könne. Ihnen sei wichtig zu betonen, dass sie sich nicht als „Weltretter“ sehen. Sie seien sich bewusst, dass sie nach dem Abitur keinerlei berufliche Qualifikation bzw. Kompetenz hätten, den Menschen in Afrika Ratschläge zu geben, aber einen Nutzen hätte ihr Engagement vor Ort auf jeden Fall gehabt. Angst vor Raubüberfällen müsse man nicht haben, wenn gewisse Risiken, wie zum Beispiel der Aufenthalt im Freien in der Dunkelheit vermieden werde. Der Kontakt nach Hause war kein Problem, „das Internet ist in Ostafrika viel schneller als bei uns!“ (Julian)