„Fühlt einmal wie (positiv) es ist, wenn alles anders ist!“ (Sebastian Berger)
Zwei Vorträge von den ehemaligen Stiftlern Lisa Kern und Sebastian Berger zu ihren Auslandsaufenthalten in Nicaragua und Palästina nach dem Abitur 2011
Lisa Kern hat sich für ihr Auslandsjahr ganz bewusst für ein ihr gänzlich unbekanntes Land entschieden, Nicaragua in Zentralamerika; organisiert und unterstützt wurde ihr „Freiwilliger Friedensdienst“ von der Evangelischen Gemeinde im Rheinland und dem Programm „weltwärts“ der Bundesregierung. In einer kleinen Grundschule habe sie vor allem das Fach Sport aber auch Englisch unterrichtet. Die überwiegend Frontalunterricht gewöhnten Kinder seien herzlich gewesen, hätten aber der jungen Frau auch sehr viel abverlangt, vor allem da sie den Unterricht weitestgehend eigenständig habe planen und durchführen müssen bzw. dürfen. Zudem sei sie vor allem für die Büroarbeit der Grundschule zuständig gewesen, d.h. sie habe Zeugnisse ausgedruckt und im Namen der Schulleitung mit dem Ministerium kommuniziert. Die Nicas, die einheimische Bevölkerung, beschreibt sie als warmherzig und offen. Das größte Land Zentralamerikas habe sie durch diverse Reisen beispielsweise an den vielen Feiertagen, der noch stark indigen geprägten Gesellschaft, näher kennen und schätzen gelernt. Sie verhehlt nicht, dass sie ihre Wäsche mit der Hand habe waschen müssen und sich sehr über einen eigenen Schrank gefreut habe. Auch die monatelange Regenzeit habe ihr zugesetzt, ebenso hin und wieder auch die Einsamkeit. Demgegenüber stünden jedoch zahlreiche schöne Erinnerungen mit ihren Schulkolleginnen und anderen Freiwilligen sowie an das Land und seine Kultur.
Interessierten empfiehlt sie vor allem auf die Auswahl der Organisation (vor- und nachbereitenden Seminare sind wichtig!) zu achten, sich zeitig zu bewerben (bis Ende Oktober des vorherigen Jahres) und rechtzeitig mit dem Projektland zu beschäftigen, z. B. einen Sprachkurs zu belegen oder Informationen von ehemaligen Freiwilligen einzuholen.
Sebastian Berger leitete seinen Vortrag mit einem einführenden Film der christlichen Universität Bethlehem ein, um seine Projektstelle der Entsenderorganisation „Deutscher Verein vom heiligen Land“ vorzustellen. Der Film sowie die Ausführungen des Referenten stellten schnell klar, dass das Leben im Gaza-Streifen sehr stark vom Nahostkonflikt geprägt wird und somit der Alltag in Palästina alles andere als einfach ist. Als Freiwilliger im Rahmen des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) im Ausland sei er für diverse Aufgaben, vor allem die Spendenakquise der Universität, im Entwicklungs- und Kommunikationsbüro zuständig gewesen. Dies habe viel PC-Arbeit und Telefonate zu potentiellen Spendern, insbesondere aus Deutschland, aber auch die Führung von Besuchergruppen beispielsweise von deutschen Universitäten bedeutet.
Sebastian Berger erläuterte nachhaltig den „Kulturschock“, den er vor allem zu Beginn des Auslandsjahres erlitten habe. Ein geordnetes Chaos auf den Märkten aber auch im Verkehr sowie die Wasser- und Müllproblematik hätten ihm besonders zu schaffen gemacht, aber auch die arabische Mentalität mit dem lockeren Umgang, die selbstverständlich auch viele Vorteile habe. Der israelische Umgang mit den Palästinensern habe er als besonders belastend empfunden, beispielsweise die rationierte Wasserausgabe. Dennoch betonte der Freiwillige die positiven Aspekte des Jahres und empfahl den Zuhörern einmal zu fühlen, wie (positiv) es sei, wenn alles einmal anders ist.
Als Tipp riet er Interessierten abschließend am besten ein Projekt mit mehreren Freiwilligen zu wählen, um die typischen Eingewöhnungsprobleme zu mildern.
Die Vorträge wurden im Rahmen der von Herrn Klemm initiierten Veranstaltungsreihe zum so genannten „gap year“ durchgeführt, die Möglichkeiten vorstellt, eine eventuelle zeitliche Lücke nach dem Abitur und somit vor einem Studium oder einer Ausbildung zu füllen.