„Mein Visum ist jetzt verbraucht!“
Tilman Eiche stellte den Schülern der Oberstufe des Stiftischen Gymnasiums seinen Japan-Aufenthalt nach dem Abitur vor.
Mit leuchtenden Augen berichtete der ehemalige Stiftler (Abitur 2015) von den Lebens- und Arbeitsgewohnheiten sowie reizvollen Naturgegebenheiten Japans. Für zweieinhalb Monate hatte sich Tilman Eiche, ausgestattet mit einem working holiday Visum, das nur einmal im Leben für maximal ein Jahr ausgestellt wird, auf den Weg durch Japan begeben. Maßgeblich gestützt auf das populäre „Wwoofen“ (www.wwoof.net), eine Online-Plattform, die für einen Jahresbeitrag von 50 Euro für Japan (www.wwoofjapan.com), aber generell auch weltweit genutzt werden kann, organisierte der junge Dürener seine Hosts, die Anlaufpunkte vor Ort. Die Idee des Wwoofens ist es, Menschen zusammen zu bringen, die eine naturverbundene Lebensweise kennen lernen wollen. Praktisch bedeutet dies, etwa die Hälfte des Tages in der Familie, bei der gewohnt wird, zu leben bzw. zu arbeiten und die andere Hälfte des Tages frei gestalten zu können. Die Hosts werden auf der Grundlage von Steckbriefen von den Interessierten angeschrieben, um so miteinander in Kontakt zu treten.
Als Tipps zur Selbstorganisation rät Tilman Eiche frühzeitig Hotels und Flüge in Japan zu buchen, um Kosten sparen, da ein Aufenthalt in den großen Städten, vor allem in Tokio, sehr teuer werden kann. Zudem empfiehlt es sich eine Auslandskrankenversicherung abzuschließen und den Autoführerschein ins Japanisch übersetzen zu lassen, da der internationale Führerschein dort nicht gültig ist, erklärte Tilman Eiche. Für die Geldgeschäfte habe sich die Consorsbank mit ihrem Angebot, weltweit kostenlos Geld abheben zu können und ihrem dichten Filialnetz, auch in Japan, bewährt. Die Kommunikation mit den Einheimischen auf Englisch funktioniere schlechter als erwartet, da bei den Japanern ab Mitte Vierzig wenig Sprachkenntnisse vorhanden seien. Ein vorbereitender Sprachkurs in Deutschland sei daher unbedingt zu empfehlen. Als Orientierung sei die sprachliche Qualität des jeweiligen Host-Steckbriefes aussagekräftig, rät Tilman Eiche.
Seine Reise quer durch Japan habe ihn rund 1400 Euro gekostet, zusätzlich müsse ein Flugpreis von etwa 700 Euro eingeplant werden. Alle Belange das Visum betreffend würden über die japanische Botschaft in Düsseldorf geklärt. In Düsseldorf könne auch die ein oder andere kulinarische Spezialität wie der Mochireis mit Sojasoße als süße Leckerei probiert werden. Generell zeigte sich Tilman Eiche von der japanischen Küche sehr angetan. Japanisches Fastfood, die einfache Küche auf dem Land oder auch in den gehobenen Restaurants der Städte seien sehr lecker, wenn man „keine Angst vor Neuem hat“. „Rohe Qualle schmecke zwar zunächst ungewohnt, aber doch sehr gut!“, berichtete Tilman Eiche schmunzelnd.
Die Lebensgewohnheiten der Japaner seien sehr rigide, aber sehr herzlich; „die Japaner sind sehr regelbesessen!“, erzählte Tilman Eiche. Die Menschen würden ausdauernd auf den zentimetergenau vorgegebenen Einstieg in die Bahn warten und diese erst betreten, wenn alle Fahrgäste ausgestiegen seien. Die Bahnen und Busse sind pünktlich und etwa genau so teuer wie in Deutschland, berichtete Tilman Eiche. Alle Fahrpläne seien auch online abrufbar, „ihr werdet Google lieben“, weil dadurch die Organisation auch ohne Japanisch-Kenntnisse einfach sei. Zudem gäbe es bei Google gleichzeitig auch eine japanische Übersetzung, die am Schalter vorgezeigt werden könne. Es sei auch sehr sauber, obwohl es in Tokio beispielsweise keine Mülleimer gäbe, da die Japaner ihren Müll immer mit nach Hause nehmen würden. Omnipräsent wäre auch die Religiosität durch zahlreiche Schreine in unterschiedlichsten Größen.
Besonders reizvoll sei insbesondere die Reise durch die Gegenden fernab der Metropolen. So arbeitete Tilman Eiche beispielsweise auf einer Apfelfarm oder bei der Produktion von Biosojamilcheis auf dem Land mit. Er war auch in weiteren klassischen landwirtschaftlichen Betrieben tätig, in denen beispielsweise Ställe zu säubern und Kühe zu melken waren.
Die Unterkünfte waren einfach, mitunter ein Zimmer in einem Lehmhaus, mit durch Vorhänge abgetrennten Räumen und im kühlen Norden auch frostigen Zimmertemperaturen. Entschädigt wurde dies durch die Herzlichkeit der Japaner und oftmals das landestypische Freizeitvergnügen des sogenannten „Onsen“ (jap. heiße Quelle), einer Art Saunagang, der durch den vulkanischen Ursprung Japans an vielen reizvollen Orten möglich ist und dem Heilkräfte zugeschrieben werden.
Abschließend rät Tilman Eiche bei einem Reiseantritt im Winter von Süd nach Nord zu reisen, um „nicht mit dem Regen zu gehen“ und einen Abstecher nach Hamamatzu zum „breitesten Strand“ Japans einzuplanen.