Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Lesung und Gespräch“ verstand es Olaf Müller am 8. Oktober 2018 auf unterhaltsame Weise, den Zuhörern in der „Stifteria“ des Stiftischen Gymnasiums sein Buch „Rurschatten“ vorzustellen. Dr. Achim Jaeger, der die Veranstaltung moderierte, stellte den Autor zu Beginn kurz vor: Olaf Müller wurde 1959 in Düren geboren und studierte nach seiner Ausbildung zum Buchhändler Germanistik und Komparatistik an der RWTH Aachen. Seit 1995 arbeitet er bei der Stadt Aachen und leitet seit 2007 den Kulturbetrieb. Sprachreisen führten ihn oft nach Frankreich, Italien, Spanien sowie Polen und Austauschprojekte in Aachens Partnerstädte Arlington (USA) und Kostroma (Russland). Müller hält auch Vorträge u.a. zum Thema Heimat und Identität. Als Segelflieger kennt er die Eifel aus der Luft. Mit Rad und Wanderschuhen unterwegs, trifft der Autor die Menschen und entdeckt die Region mit ihren Licht- und Schattenseiten.

Foto einfügen Olaf Müller stellte seinen Regionalkrimi „Rurschatten“ am Stiftischen Gymnasium vor (Foto: Dr. Achim Jaeger).
Feuerwerk auf der Annakirmes in Düren. Eine mysteriöse Nachricht lockt den 88-jährigen Alexander Rütters in die Geisterbahn – doch die Fahrt endet tödlich. Die Aachener Kommissare Fett und Schmelzer nehmen die Ermittlungen auf. Der Papierfabrikant Rütters lebte in einer Seniorenresidenz, wo es zu Unregelmäßigkeiten kam. Andere Spuren führen zum Camp Vogelsang, zu einem Beinahe-GAU der Kernforschungsanlage Jülich und zu dubiosen Immobiliengeschäften um ein Wasserkraftwerk am Rursee. Oder wurde Rütters doch noch von seiner Kriegsvergangenheit eingeholt?
Die geheimnisvolle Marie Utzerath, Tochter einer Zwangsarbeiterin, weiß mehr. Und plötzlich kommt auch noch der belgische Geheimdienst ins Spiel. Die Kommissare Fett und Schmelzer können nur durch die Zusammenarbeit mit den Kollegen Didier und Kalumba in Lüttich den grenzüberschreitenden Fall entwirren. Die vier Ermittler stoßen auf Staatsgeheimnisse, nähern sich dem Mörder – und den Schatten der Vergangenheit. Viele Schatten – wenig Licht. Neben den Handlungsschauplätzen rund um Aachen, Düren, Jülich und die Eifel, wird in dem Roman auch in Lüttich und Antwerpen ermittelt.
Da Olaf Müller für seine Lesung am Stift insbesondere Passagen ausgewählt hatte, die in und um Düren spielen, vermochte er durchaus einen neuen Blick auf Altbekanntes zu lenken. Das Gendenkkreuz an der Dr. Overhues-Allee etwa, das nahe des Rurufers zwischen Krügerbrücke und Lendersdorf an jene erinnert, die in der frühen Nachkriegszeit einer Minenexplosion zu Opfer fielen. Einen betreffenden Zeitungsartikel hatte Olaf Müller während der Recherchen zu seinem Buch in den „Aachener Nachrichten im Stadtarchiv Aachen gefunden und das Motiv in seinen Text integriert.
Den Zeitungsbericht las Olaf Müller seinen Zuhörern vor und erinnerte dadurch an ein tragisches Ereignis, auf das auch schon der Dürener Journalist (und ehemalige Stift-Schüler) Dr. Egon Schiffer in seinem Buch “Verzweiflung und Hoffnung” hingewiesen hatte. Im Zusammenhang mit den insgesamt 85 Toten und 57 Verletzten, die es 1945/1946 aufgrund von Minenexplosionen gab, schreibt er, dass sieben spielende Jungen im Alter zwischen acht und 13 Jahren durch Minen in der Nähe des DJk-Schwimmstadions zwischen Krügerbrücke und Lendersdorfer Brücke getötet worden seien.
So ist dem Urteil des Aachener Historikers Professor Dr. Max Kerner beizupflichten, der im Juni 2018 den „Aachener Nachrichten“ sagte, der Roman sei mehr als eine Kriminalgeschichte, denn das gute Zusammenspiel von Fiktion und Historie, das auf Regionalität und Erinnerungsorten aus dem Zweiten Weltkrieg aufbaue, lasse eine zweite Geschichte hinter dem Roman entstehen und rege an die Geschichte zu hinterfragen.