Es war eine spannende Begegnung mit einem Autor aus einem Land, über das die meisten Menschen hierzulande nur allzu wenig wissen. Begleitet von Stefan Knodel (Düren Kultur) folgte der Blogger Prithu Sanyal aus Bangladesch einer Einladung von Dr. Achim Jaeger ans Stiftische Gymnasium. Als einer der diesjährigen Stipendiaten des Heinrich-Böll-Hauses lebt Sanyal zurzeit mit seiner Familie in Langenbroich. Der Autor, der außer Bengalisch auch fließend Englisch spricht und gerade Deutsch lernt, schrieb zu Beginn des Treffens seinen Namen in einer dem Sanskrit verwandten Brahmi-Schrift an die Tafel und gab eine literarische Kostprobe in seiner Muttersprache. Da sich die Schülerinnen und Schüler im Unterricht gerade mit Lyrik beschäftigen, war es für sie ein besonderes Erlebnis, mit „Shoki“ einen Haiku-ähnlichen Text auf Bengalisch zu hören.
Nachdem Stefan Knodel die Jugendlichen über die Arbeit des Heinrich-Böll-Hauses informiert hatte, berichtete Prithu Sanyal über das alltägliche Leben in Bangladesch, das von gravierenden Schwierigkeiten geprägt ist. Abgesehen von Existenzsorgen vieler Menschen, die im Billiglohnsektor der Textilfabrikation arbeiten, sowie überfüllten Klassen in den Schulen, berichtete der Gast aus Bangladesch auch von islamistischen Mordanschlägen, die in der jüngsten Zeit insbesondere auf Journalisten, Autoren und Blogger verübt würden, die sich öffentlich zum Atheismus bekennen. Zudem würden zunehmend Angehörige religiöser Minderheiten im Land angegriffen, ebenso Menschen, die sich für Humanismus und eine säkulare Gesellschaft stark machen. Die Zensur erschwere kritischen Schriftstellern und Intellektuellen zudem die Arbeit, da ihre Texte umgeschrieben, verboten oder überhaupt erst gar nicht gedruckt werden.
So nutzt Prithu Sanyal das Internet, um seine Gedanken mitzuteilen. „Ich würde mich eigentlich nicht als Schriftsteller bezeichnen“, sagte er. „Ich schreibe, was ich denke.“ Dabei setzt sich Prithu Sanyal insbesondere für Frauenrechte, Rechte zur Selbstbestimmung und gegen Islamismus ein. Eben dieses Engagement lässt für den Autor eine Rückkehr nach Bangladesch unmöglich erscheinen. Nach seiner Ankunft in Deutschland habe er zunächst so etwas wie Heimweh verspürt. Dabei sei klar, dass nicht Orte, sondern Menschen, Freunde und ein Leben in Freiheit „Heimat“ bedeuten: „Die Welt ist mein Zuhause!“ Im Gespräch mit der Schülergruppe wurden zahlreiche Fragen aufgeworfen und diskutiert. Es war eine spannende Begegnung, die allen Beteiligten in guter Erinnerung bleiben wird.
Foto: Stefan Knodel