Back to the roots: Ansgar Graw zu Gast am Stift

9.11.2018 | Schülerzeitung, Veranstaltungen

Am Dienstag, dem 30. September, ist der renommierte Journalist Ansgar Graw zu Gast an seiner alten Schule, dem Stiftischen Gymnasium, gewesen. Bei einem Treffen mit der Redaktion der Schülerzeitung „Altenteich“ stand der Chefreporter der Tageszeitung „Die Welt“ Rede und Antwort. Neben den Redakteuren nahmen Frau Kaulen als Vertreterin der Fachschaft Englisch und Herr Lochner, der die Schülerzeitung betreut, an dem Gespräch teil. Graw, der 1961 in Essen geboren und dann ab dem 6. Lebensjahr in Gey mit zwei Brüdern aufgewachsen ist, hat 1981 am Stiftischen Gymnasium sein Abitur gemacht. Seither pflegt er den Kontakt zu einigen Mitschülern, an seine ehemalige Schule kehrte er jedoch erstmals zurück und folgte damit einer Einladung des Schulleiters Herrn Hildebrand.

In dem Gespräch schilderte Graw zunächst seine Erinnerungen an die Kindheit und Jugend in Gey. Dann gab er einige Anekdoten zu seiner Schulzeit zum Besten. So erzählte der Journalist etwa, wie sein damaliger Physiklehrer ihn immer für einen sehr guten Schüler gehalten habe, obwohl er in Physik nicht besonders viel wusste. Einmal habe er so getan, als wolle er seinem Sitznachbarn etwas vorsagen. „Dass du das weißt, ist mir klar, Ansgar“, habe ihn daraufhin der Lehrer ermahnt. „Dabei hatte ich keinen blassen Schimmer“, gestand Graw mit einem verschmitzten Lächeln. Seine Schulzeit sei für ihn sehr prägend gewesen und insgesamt habe er die Zeit am Stift in guter Erinnerung.

Im Anschluss skizzierte der „Welt“-Chefreporter seinen Weg in den Journalismus: Eigentlich habe er Schriftsteller werden wollen, dann aber festgestellt, dass man ja auch von etwas leben müsse. „So bin ich auf den Journalismus gekommen. Bis heute bin ich froh, diesen Weg eingeschlagen zu haben. Ich würde es immer wieder tun.“ Inzwischen habe er auch einige Bücher geschrieben, so dass er sich gewissermaßen seinen ursprünglichen Wunsch erfüllt habe.

Nach dem Studium der Geschichte und Politikwissenschaft an der Universität Hamburg führte ihn sein Berufsleben vom Burda-Verlag über den Fernsehsender Freies Berlin und Stationen als Auslandskorrespondent in Mosambik und Somalia dann von 2009 bis 2017 als Korrespondent der „Welt-Gruppe“ nach Washington. Begeistert berichtete Graw von seinen acht eindrucksvollen Jahren in den USA. Würde sein Chef ihn frage, ob er nochmal in die USA gehe, würde er sofort „Ja“ sagen. Im Sommer 2017 wechselte er in die Berliner Redaktion der „Welt“ als Chefreporter im Ressort „Innenpolitik“.

Nach diesen Schilderungen hatten die Schülerzeitungsredakteure die Gelegenheit, Fragen zu stellen. Dabei interessierten sie sich insbesondere für die Zeit in den USA, aber auch für Graws im Juli 2017 erschienenes Buch „Trump verrückt die Welt“. „Trump ist der schlechteste Präsident, den die USA je hatten“, meinte der USA-Experte, der immer ein Anhänger der Republikaner gewesen sei. Er erklärte, warum viele Menschen Trump gewählt hätten: „Obama hat viele Fehler gemacht und viele Amerikaner haben das Gefühl, abgehängt zu sein und von den Politikern in Washington im Stich gelassen zu werden.“ Gerade bei den Unzufriedenen habe Trump zahlreiche Anhänger.

Besonders spannend waren die Erzählungen des Journalisten zu seiner Verhaftung im August 2014. Gebannt lauschten die Schülerinnen und Schüler Graws Geschichte: Im August 2014 wurde er bei der Berichterstattung über die Unruhen in der US-Stadt Ferguson von der Polizei festgenommen und kurzzeitig inhaftiert. Bis ins kleinste Detail konnte er das für ihn einschneidende Erlebnis schildern. Die Polizei habe ihn von seiner Arbeit als Journalist abhalten wollen und er habe es darauf ankommen lassen: „Dass die Polizei mich tatsächlich festnimmt, hätte ich jedoch nicht gedacht.“

Nach dem Gespräch führten die Redakteure Graw durch die Schule und zeigten ihm, was sich seit 1981 alles verändert hat. An vielen Stationen konnte sich der Reporter noch gut an Details erinnern, etwa an den Schäferhund des Hausmeisters oder die Stellen, wo er in jeder Pause Fußball gespielt hatte. Er zeigte sich auch sehr interessiert am aktuellen Schulgeschehen. Man merkte, dass er sehr gerne wieder am Stiftischen Gymnasium ist. Die Redaktion war sich denn auch einig: Das Treffen mit dem Journalisten war sehr interessant und spannend. Zum Abschluss überreichten die Redakteure ihm Exemplare der letzten Ausgaben der Schülerzeitung. Der stellvertretende Schulleiter Herr Meyer bedankte sich bei Ansgar Graw mit einem Exemplar des Buches zur Schulgeschichte, das dieser sichtlich erfreut entgegennahm.

Fotos: Kau, Lnr

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