Die gesamte Jahrgangsstufe EF des Stiftischen Gymnasiums hat am 18. April die Aufführung des Stücks „Die Physiker“ im Horizont Theater in Köln besucht. Seit Jahren gehen die EF-Deutschkurse gemeinsam ins Theater. Neben dem Besuch der Aufführung des schuleigenen Literaturkurses stand dieses Jahr Friedrich Dürrenmatts Drama auf dem Programm, das die Kurse auch im Unterricht gelesen haben. Die Komödie gehört seit der Uraufführung 1962 zu den meistgespielten und erfolgreichsten Theaterstücken im deutschen Sprachraum. Titelfiguren sind die drei Physiker Möbius, Hilton und Eisler, die sich als verrückt ausgeben und in einer privaten Psychiatrie leben. Einer von ihnen hat eine Entdeckung gemacht, die die Gefahr der Vernichtung der Welt in sich birgt. Das zentrale Thema, die Frage nach der Verantwortung der Wissenschaftler, ist nach wie vor aktuell.
Unter der Leitung der Kolleginnen und Kollegen Frau Müller, Frau Wingen, Herr van Essen und Herr Lochner machten sich die 113 Schülerinnen und Schüler mit der S-Bahn auf den Weg in die Domstadt. Ausgesucht wurde die Inszenierung in dem beschaulichen Horizont Theater in Köln. Am Theater nahe des Ebertplatzes angekommen waren die Jugendlichen zunächst überrascht: Von außen ist die mitten im Wohnviertel gelegene Schauspielstätte kaum als solche zu erkennen. Das Gebäude ist klein und schon etwas in die Jahre gekommen. Die Schaubühne am Thürmchenswall ist seit 25 Jahren Bestandteil der Kölner Theaterszene. Der abwechslungsreiche Spielplan weist nicht nur Bearbeitungen von beliebten Klassikern auf, sondern präsentiert auch Stücke zeitgenössischer Autoren. Das Horizont Theater engagiert sich vor allem im Bereich Kinder- und Jugendtheater, wofür es bereits mehrfach ausgezeichnet wurde.
Dass klein ganz fein sein kann, sollte dann die Inszenierung zeigen. Pünktlich um 20 Uhr begann die Aufführung, die mit einer Spieldauer von 75 Minuten sehr schülerfreundlich war. Die Schülerinnen und Schüler zeigten sich insbesondere von der schauspielerischen Leistung beeindruckt. Auch von der familiären Atmosphäre des Theaters, das mit 99 Plätzen (für uns wurden noch Stühle hinzugestellt) ausgesprochen klein ist, waren die Jugendlichen sehr angetan. Zwar war die Bestuhlung weniger komfortabel und enger als üblich, dafür saßen die Schülerinnen und Schüler ganz nah am Geschehen – sozusagen „mittendrin, statt nur dabei“. Das Theater selbst ist nämlich noch nicht einmal so groß wie zwei Klassenräume. Entsprechend schlicht waren denn auch das Bühnenbild und die Requisiten – beides allerdings durchaus stimmig. Positiv fanden die Jugendlichen außerdem, dass sich die Inszenierung überwiegend an die Vorlage hielt und nur wenige, aber passende moderne Elemente enthielt. So begann und endete die Aufführung etwa mit dem Abspielen des Songs „We Didn’t Start the Fire“ von Billy Joel.
Bemerkenswert ist, dass die Jugendlichen über den Besuch hinaus die Inszenierung diskutierten: So kritisierten etwa viele, dass eine Schauspielerin zwei Rollen unmittelbar nacheinander spielte, so dass eine Unterscheidung schwerfiel. Einige sahen hingegen gerade darin eine gelungene Interpretation des Regisseurs: So sei das Schlüpfen der Krankenschwester in die Rolle der Ehefrau „Teil der Therapie“ gewesen. Auch in der Frage, ob die drei Physiker am Ende aus Resignation oder Wahnsinn wieder in die Rollen Newtons, Einsteins und König Salomos verfallen, war man sich uneins. Es sind solche Diskussionen, die zeigen, wie wertvoll der Theaterbesuch war, hat er doch etwas ganz Wesentliches bewirkt: zum Nach- und Weiterdenken angeregt. Die Rückmeldung in den Kursen ergab dann auch, dass die Jugendlichen den Besuch des Stücks im Horizont Theater ausdrücklich weiterempfehlen.
Text und Fotos: Lnr