Geschichtsunterricht mit Grammophon und Schellackplatten

21.10.2011 | Neuigkeiten

Michael M. Lang besuchte einen Leistungskurs Geschichte am Stiftischen Gymnasium

Die Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses Geschichte der 13. Jahrgangsstufe hatten am 19. Oktober 2011 die außergewöhnliche Gelegenheit, sich im Unterricht mit seltenen Tondokumenten aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auseinander zu setzen. Den Schwerpunkt seiner Ausführungen legte Referent Michael M. Lang dabei auf das politische Lied in der Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus. Eine Besonderheit des facettenreichen Vortrages lag darin, dass Original-Schellackplatten auf einem Grammophon abgespielt wurden und so ein authentischer Eindruck ver­mittelt werden konnte. Wie empfindlich und zerbrechlich die alten Tonträger sind, konnte den interessierten Zuhörern schon zu Beginn der Veranstaltung vor Augen geführt werden, als eine Schellackplatte – beabsichtigt – zu Bruch ging, wodurch zugleich der Stellenwert der mitgebrachten Raritäten unterstrichen wurde.
Mit Michael M. Lang, Jg. 1968, der seit 13 Jahren als Strafverteidiger in Köln tätig ist, und in seiner Freizeit leidenschaftlicher Sammler historischer Tondokumente ist, konnten Schulleiter Jürgen Pfaff und Deutsch- und Geschichtslehrer Dr. Achim Jaeger einen der besten Kenner der Materie für einen Besuch am Stiftischen Gymnasium gewinnen. Einige Beispiele aus seiner in Jahrzehnten zusammen getragenen Spezialsammlung erklangen und ermöglichten es den Schülern auf eindrückliche Weise, die propagandistischen Aktivitäten der 20er, 30er und 40er Jahre im Bereich der Musik zu vergegenwärtigen und kritisch zu analysieren. Kompetent erläuterte Michael M. Lang sowohl Texte als auch die Aufführungspraxis betreffende Details. Das umfangreiche Repertoire reichte von Liedern des Rot-Front-Kämpferbundes über Vereinnahmungen und Umdichtungen sozialistischer Arbeiterlieder sowie klassischer Musikstücke wie Franz Liszts „Les Préludes“ durch die NS-Propaganda bis hin zu typischen „Durchhalte-Liedern“ während des Zweiten Weltkrieges. Der Kampf um ideologische Besetzung von Melodien und Liedinhalten wurde auch am Beispiel alliierter Propaganda-Produktionen verdeutlicht. In hervorragender Weise gelang es Michael Lang somit, die Entwicklung des „Kampfliedes“ und politisch motivierter Musik in der Weimarer Republik und während des Dritten Reiches differenziert aufzuzeigen, wobei eindrücklich die emotionale Wirkung auf den Hörer und der Gebrauch der Kunst als Kampfmittel in der täglichen politischen Agitation vermittelt werden konnte.

Am Dienstag, 15. November 2011, wird Michael M. Lang um 19.30 Uhr am Stiftischen Gymnasium einen öffentlichen Vortrag zum Thema „Musik als Waffe. Das politische Lied während der Weimarer Republik und der NS-Zeit“ halten, zu dem alle Interessenten herzlich eingeladen sind. Mit Hilfe von Original-Tonträgern aus der Zeit vor 1945 wird über dieses Kapitel der Geschichte im Musiksaal der Schule referiert und durch den unmittelbaren Eindruck der Musik noch einmal hörbar und erlebbar gemacht.

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