Am 27. Januar 2012, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, besuchten die Leistungskurse Geschichte der Jahrgangsstufen 12 und 13 des Stiftischen Gymnasiums in Begleitung von Frau Dr. Weber und Herrn Dr. Jaeger auf freundliche Einladung durch Herrn Neulen eine Veranstaltung am Burgau-Gymnasium, die auch vom Dürener Bündnis gegen Rechtsextremismus unterstützt wurde.
Seit 2005 ist der 27. Januar – in Erinnerung an den 27. Januar 1945, an dem Soldaten der Roten Armee die Überlebenden des KZ Auschwitz-Birkenau befreiten – internationaler Holocaust Gedenktag. In der Aula des Burgau Gymnasiums versammelten sich aus diesem Anlass zahlreiche Jugendliche, darunter Schülergruppen weiterer Dürener Gymnasien, um dem Zeitzeugen Michael Emge aufmerksam zuzuhören. Gemeinsam mit seiner Mutter hatte er auf der (insbesondere durch den Spielberg-Film bekannten) Liste Oskar Schindlers gestanden und dadurch mit viel Glück überleben können.
Auf besondere Weise ist die hochbegabte Kölner Geigerin Judith Stapf mit Michael Emge in Kontakt getreten. Die Autorin Angela Krumpen, eine ehemalige Schülerin des Burgau-Gymnasiums, zeichnete diese Geschichte auf und legte kürzlich das Buch „Spiel mir das Lied vom Leben“ vor. Nach der offiziellen Begrüßung der Gäste durch den Schulleiter Andreas Grüderich befragte Moderatorin Angela Krumpen ihre Gesprächspartner einfühlsam. Den aufmerksamen und konzentrierten Zuhörern entspann sich die Geschichte einer ganz besonderen Freundschaft zwischen der inzwischen 14jährigen Geigerin Judith Stapf und dem heute über 80jährigen Holocaust- und KZ-Überlebenden Michael Emge. Was die beiden verbindet, ist das Interesse an der Musik, die Judith Stapf über die Filmmusik zu „Schindlers Liste“ an die Holocaust-Thematik heranführte.
Gemeinsam mit Judith Stapf und ihren Eltern, die ebenfalls anwesend waren und das musikalische Programm der Veranstaltung in besonderer Weise mitgestalteten, war Michael Emge, der lange Jahre sein Schicksal verschwiegen hatte, in die Vergangenheit eingetaucht und hatte die Überreste des Konzentrationslagers besucht. Aus erster Hand erfuhren die Anwesenden von einem der letzten überlebenden Zeitzeugen Details über die Shoa und das Schicksal der Opfer.
Judith Stapf, die von ihrem Vater am Klavier begleitet wurde, beeindruckte sehr mit ihrem Geigenspiel und verlieh der Lesung eine ganz besondere Atmosphäre, welche Reflexion und stilles Gedenken ermöglichte. Unvergessen bleiben wird wohl der gemeinsame Auftritt der Musikerfamilie Stapf mit Michael Emge, als sie das Lied „A Yiddishe Mame“ („Eine jüdische Mutter“) spielten – neben „Rozhinkes mit Mandlen“ („Rosinen mit Mandeln“) heute noch eines der bekanntesten jiddischen Lieder.
Die Schülerinnen und Schüler zeigten sich beeindruckt. Sie waren froh über die Möglichkeit, Geschichte so lebendig erfahren zu können und bewunderten besonders Herrn Emke, sich schwierigen Fragen öffentlich zu stellen und seine Erfahrungen mit jungen Menschen zu teilen.