Schulgeschichte

Traditionsschule im 21. Jahrhundert

Im September 2008 erschien die Publikation
„Das Stiftische Gymnasium Düren – Eine Traditionsschule im 21. Jahrhundert – Neue Beiträge zu Geschichte und Gegenwart unserer Schule“ (436 Seiten, € 27,50).

Hier wird die lange Geschichte des Stiftischen Gymnasiums Düren auf der Basis neuester Forschungen sehr ausführlich dargestellt.

Es kann bislang nicht genau gesagt werden, seit wann eine Kontinuität der in ihren Anfängen wohl auf das 16. (oder gar 15. ?) Jahrhundert zurückgehenden Dürener Lateinschule zum heutigen Stiftischen Gymnasium besteht. Ein Schulgebäude, das für 1544 bezeugt ist, bestand offensichtlich schon vor dem Stadtbrand von 1543, bei dem auch das städtische Archiv in Flammen aufging.

Ein historischer Beleg für eine angeblich erstmals 1358 erwähnte Lateinschule in Düren existiert nicht, die entsprechende Überlieferung beruhte seit dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts auf Missverständnissen. Als frühestes Indiz für eine vermeintliche Latein- oder Trivialschule kann augenblicklich ein Hinweis auf Theater spielende Schüler gelten, der auf 1513 datiert ist. Es ist anzunehmen, dass eine städtische Lateinschule also in Düren möglicherweise vor diesem Zeitpunkt gegründet wurde, wobei eine genaue Datierung derzeit nicht möglich ist. Es eröffnen sich aber dafür interessante Bezüge zu den Humanistenkreisen im Rheinland und im Herzogtum Jülich. Zudem verdienen zwei Persönlichkeiten besondere Beachtung, die in der Frühzeit der Schule als Rektoren wirkten und auch literarische Zeugnisse hinterlassen haben, wodurch sie konkret greifbar werden: Der Humanist Paulus Chimarrhaeus (†1563) und der dichtende Martin Schmidder (Chalopoeus), †1585.

Ein tiefgreifender Einschnitt erfolgte jedenfalls 1636, als die Schule in den Besitz der Jesuiten überging und als Gymnasium aufblühte. Aus dem ehemals reichen Bestand der Jesuitenbibliothek sind im Dürener Stadtarchiv und auch im heutigen Stiftischen Gymnasium noch einige Werke vorhanden, darunter das „Exegeticon Historicum Sanctae Annae“ das von Jakob Polius, einem ehemaligen Schüler verfasst wurde. 1773 wurde der Jesuitenorden bekanntlich von Papst Clemens XIV. verboten, ein Jahr später wurde das Jesuitenkolleg in Düren aufgelöst. Als „Exjesuiten“ führten die Ordensbrüder die Schule weiter.

Nach der französischen Revolution eroberten die Franzosen das linke Rheinland, und die Köln-Aachener Region wurde zuerst in die französische Republik und dann in das französische Kaiserreich unter Napoleon eingegliedert. Als das linke Rheinland nach dem Wiener Kongress 1815 den Preußen zugeschlagen wurde, veränderte sich auch das Stiftische Gymnasium. Am 13.11.1826 wurde der Lehranstalt das Prädikat zugebilligt, „zur Universität zu entlassen“. Im Jahre 1827 zog die Schule aus dem Gebäude am Platz an der Annakirche in das 1721 von den Kapuzinern errichtete Klostergebäude am Altenteich um.

1866 vermachte der Notar Alexander Theodor Ahrweiler der Schule 230.000 Taler aus seinem Vermögen als zweckgebundene Spende. Diese „Ahrweiler-Stiftung“ sollte dann einmal den gesamten Schuletat decken; zunächst sorgte die Stiftung wohl auch dafür, daß endlich Pläne für ein neues Schulgebäude geschmiedet werden konnten, da der alte Klosterbau am Altenteich zu viele Mängel aufwies (es fehlten Aula, Turnhalle, Kunst- und Musiksaal). An der Ecke Schenkelstraße und Zehnthofstraße (wo heute das Gebäude der Kreissparkasse steht) erwarb man 1883 für 70.000 Mark ein 40 Ar großes Grundstück, auf welchem 1888-1891 das neue Schulhaus errichtet wurde. Leider hat nur ein Bruchteil des Ahrweiler-Vermögens die Zeit bis heute überdauert. Denn durch die Inflation nach dem 1. Weltkrieg konnte nur in Immobilien investiertes Vermögen gerettet werden. Heute dient die Stiftung der Unterstützung von Schülern bei Studienfahrten, falls die Kosten vom Elternhaus nicht übernommen werden können.

Nach dem Ersten Weltkrieg, der Weimarer Republik und der Weltwirtschaftskrise folgte der Zweite Weltkrieg. Dieser ging weder an Düren noch an dem erst 1891 eingeweihten Schulgebäude spurlos  vorbei. Düren war sogar die mit 96% am meisten zerstörte Stadt Deutschlands. Am 16.11.1944 wurde Düren durch alliierte Bomberstaffeln fast vollständig ausradiert. Auch das noch relativ neue Schulgebäude an der Zehnthofstraße wurde komplett zerstört.

Das Stiftische Gymnasium konnte sich zwischen 1933 und 1945 der Beeinflussung durch den Nationalsozialismus nicht entziehen.

Besonders umstritten war die Rolle des damaligen Schulleiters Dr. Keus. In seiner Amtszeit hat es ein Klima der Einschüchterung und immer wieder drohenden Denunziation gegeben. Viele Lehrer waren Mitglieder der NSDAP, der Anpassungsdruck war enorm. Zwei Lehrer wurden in der Amtszeit von Dr. Alfons Keus verhaftet und mussten harte Strafen erdulden, z.B. im KZ Hinzert im Hunsrück. Details zu diesen bedrückenden Vorkommnissen finden sich in dem entsprechenden Kapitel der großen Publikation zur Schulgeschichte.

1946 nahm das Stiftische Gymnasium den Schulbetrieb mit einem Sonderlehrgang zur Erlangung der Hochschulreife wieder auf, allerdings noch in Behelfsgebäuden. An den heutigen Ort, das neue Schulgebäude am Altenteich (Errichtung 1950-52), also in gewissem Sinne zurück an historische Stätte, zog die Schule 1952. Dreizehn Jahre später wurde das Oberstufengebäude eingeweiht. Als letzte Erweiterung kam 1997 ein naturwissenschaftliches Gebäude mit der großen zweiten Sporthalle hinzu. Von der frühesten Erwähnung bis heute gab es folglich mindestens vier verschiedene Schulgebäude des Stiftischen Gymnasiums, das aus der Dürener Lateinschule hervorging.

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