Am 31.03. hat sich unsere Reisegruppe von Düren aus auf den Weg ins ferne China gemacht. Einen Einblick in die tausende Jahre alte Kultur und die Lebensweise in China wollten wir auf unserer Expedition ins Reich der Mitte gewinnen. 20 SchülerInnen des Stiftischen Gymnasiums und fünf SchülerInnen des Wirteltorgymnasiums wurden am Dürener Hauptbahnhof von ihren Eltern, Schulleiter Jens Hildebrand sowie Bürgermeister Paul Larue verabschiedet und stiegen in den Zug Richtung Düsseldorf. Begleitet wurde die Gruppe von den Lehrern Frau Kahlen und Herrn Bünten sowie der Muttersprachlerin Frau Duan. Das Flugzeug startete um 15.25 Uhr in Richtung Dubai (VAR), unserer Zwischenstation auf dem Weg nach Shanghai. Die Fluggesellschaft Emirates bot uns auf beiden Strecken mit einem Airbus A380-800 eins der größten Transportmittel der europäischen Luftfahrtindustrie.
Am 01.04. kamen wir nach langen, – durch die medialen Angebote, verbunden mit mehreren Mahlzeiten – aber kurzweiligen Flügen gegen 15.30 Uhr Ortszeit in Shanghai-Pudong an. Herr Göddertz vom Partnerschaftsverein Düren-Jinhua stieß nun mit Fotograph Böhr zu uns.
Nach den Grenzformalitäten fand sich auch umgehend unsere Reisebegleitung Miriam ein, die uns in den folgenden Stunden mit Bus in Richtung Jinhua begleitete. Die Fahrt sollte eine längere werden. Da Anfang April mit dem Qinming-Fest (Todesgedenkenfest) eins der traditionellen chinesischen Feiertagswochenenden anstand, machten sich viele Chinesen von Shanghai in ihre Heimatstädte und Dörfer auf. So war die Autobahn gut gefüllt und die Staus folgten einander. Auf der Fahrt konnten wir am Rasthof ersten Kontakt mit chinesischen Speisen der Provinz Zhejang machen. Hier waren die Berührungsängste noch größer und nur wenige (versorgt mit Yuan) kauften sich schon Speisen. Wir trafen erst nach Mitternacht an unserer ersten Übernachtungsstation im Wantong Hotel in Jinhua ein, nur KFC konnte jetzt noch unseren Hunger stillen und nach 32-stündiger Reise fielen alle müde ins Bett.
Am Samstagvormittag stand die erste Erkundung in Jinhua an. Deutschlehrer der Foreign Language School in Jinhua begleiteten uns nun täglich. Li Xiaoli und Zhao Jianhui bildeten die Begleitung am ersten Tag und zeigten uns nach einem üppigen Mittagsmahl zuerst die Altstadt von Jinhua und die Parks am Jinhua River. Der ausgedehnte Spaziergang führte uns zur WU-Oper, die wir an diesem Tag schon von außen bewunderten. Erste chinesische Gastschüler stießen zu unserer Gruppe und begleiteten uns auf unseren Wegen. Am Abend erwarteten uns die Gastfamilien am Hotel.
Am Sonntag, den 03.04., ging es dann auf einer eintägigen Reise ins Gebirge Niutoushan, auf dem Weg wieder ein ausgedehntes Mahl und dann unter sachkundiger Führung eine Wanderung vorbei an romantischen Tempeln, Flussläufen und Seen. Leider traf uns auf dieser Wanderung ein Gewitter mit Starkregen. Trotz der von den chinesischen Lehrern vorsorglich verteilten Regenponchos wurden die meisten sehr nass und die Schuhe hielten oftmals dem Wasser nicht Stand. Glücklicherweise war es warm und niemand erkältete sich.
Mit den inzwischen schon persönlich bekannten Gastfamilien verbrachten wir den folgenden Montag und jeder bekam ein individuelles reichhaltiges Programm präsentiert. Europäischer Besuch aus Deutschland war ein Garant, dass die Familientreffen groß ausfielen und man auch die Onkel und Tanten kennenlernte.
Der nächste Dienstag führte uns nun zur Foreign Language School und zeigte uns den Montagmorgen-Fahnenappell am Schultor – Schulbeginn ist übrigens auch wie bei uns am Stift um 7.50 Uhr. Anschließend fand die offizielle Begrüßung unserer Reisegruppe in der Schule statt. Die Schulleitung und auch das „Foreign and Oversea-Chinese Affairs Office“ waren vor Ort und die Begrüßung und die damit verbundenen Reden zeigten schon den hohen Stellenwert, den unser Besuch in Jinhua hatte. Jeder Schüler erhielt erste Gastgeschenke der Schule und konnte die in den nun folgenden Hospitationsstunden genießen. Li Xiaoli und Chen Zhouquian präsentierten uns Deutsch lernende Schüler, den Jahrgangsstufen EF und Q1 vergleichbar. Deutsche Gastschüler und chinesische Schüler gestalteten gemeinsam das Unterrichtsgeschehen. Die Mittagspause führte uns in die Kantine und gemeinsam mit den chinesischen Gastgebern konnte man das Essen genießen. Nachmittags lernten wir das chinesische Lied „Mo Li Hua“ mit dem Musiklehrer Ao Chao – ein Genuss für alle Beteiligten. Danach folgte noch chinesische Kalligraphie mit Chen Jiangping. Man sieht, dass dem Schulmorgen noch regelmäßig ein kultureller Nachmittag folgte.
Am späteren Nachmittag gab es noch die offizielle Begegnung mit dem Bürgermeister Ji Junmin und seiner Vizebürgermeisterin Sun Rongyan im Rathaus der Stadt Jinhua. Der Empfang hatte den Charakter eines kleinen Staatsempfangs und die SchülerInnen waren alle sehr beeindruckt von dem hohen Status, den unsere kleine Reisegruppe in Jinhua genoss. Herr Göddertz und Bürgermeister Ji Junmin hielten ausführliche Reden. In deren Rahmen bekamen wir auch einen tieferen Einblick in die Entwicklung der schon über zehn Jahre bestehenden deutsch-chinesischen Freundschaft zwischen Düren und Jinhua. Zwei Mittelstädte pflegen hier eine Partnerschaft, Düren mit 90.000 und Jinhua mit 4,5 Mio. Einwohnern. Im Anschluss wurden wir noch in die 32. Etage eines Hotels und in eine der besseren Gastronomieadressen von Jinhua eingeladen – zur allgemeinen Begeisterung der SchülerInnen. Doch der Abend hielt noch ein weiteres Highlight für uns bereit, eine Aufführung in der WU-Oper speziell für uns! Die Aufführung war nicht nur optisch fantastisch. Dank der Erläuterungen durch Li Xaoli erfuhren wir auch den kulturellen Hintergrund. Danach wurden die Schüler wie üblich wieder von den Gastfamilien abgeholt. Die Gastfreundschaft war durchgehend sehr groß und niemand musste Mangel beklagen.
An den folgenden Tagen gab es nach den Schulmorgen mit Hospitationen jeweils wieder ein kulturelles Nachmittagsangebot: chinesischen Scherenschnitt, Malerei, Teezeremonie, Sportwettkämpfe, klassische Musik und Taiji hatte die Foreign Language School für uns vorbereitet. Wir besichtigten noch das sehr schöne Jinhua Museum, wo in ausgesprochen gelungener Präsentation die Geschichte der Region auf den unterschiedlichsten Ebenen (Steinzeit, Reisanbau, Bodenschätze, Problem der Roterden, Krieg und Frieden, Geschichte der Bevölkerung, Keramikindustrie, Gerichtsbarkeit) aufbereitet waren. Yudi Zhen führte die deutschen Kollegen dabei regelmäßig. Daneben besichtigten wir noch ein Automobilwerk in der Nähe von Jinhua, wo der Zotye 700 produziert wurde. Natürlich durfte auch das Schinkenmuseum nicht fehlen, wo uns mit dem Jinhua Schinken die lokale kulinarische Besonderheit präsentiert wurde und viele Schüler für ihre Gasteltern oder zu Hause einkauften. Ein Ausflug Richtung Messezentrum Yiwu City, auch Supermarkt der Welt genannt, sowie der Besuch im historischen Dorf Suoyuan rundeten die Ausflugsreihen unter der Woche ab.
Am Freitag näherte sich nun schon der letzte Tag unseres Jinhua-Aufenthaltes. Gespräche zwischen den begleitenden Lehrern und der Schulleitung rundeten die Reise ab und konkrete Planungen für Gegenbesuche und Termine für folgende, erneute China-Besuche wurden angedacht. Mit einem ausgesprochen schönen und geselligen Abschlussabend der chinesischen Schüler und Gasteltern sowie der Lehrern und der Schulleitung wurden wir in der Foreign Language School verabschiedet. Ein ausgiebiges chinesisches Buffet gehörte natürlich wieder dazu. Das Abendprogramm wurde von deutscher und chinesischer Seite mit musikalischen Darbietungen gestaltet und bleibt sicher noch mit mancher Anekdote lange in Erinnerung.
Am Samstag, den 09.04, hieß es, endgültig Abschied von Jinhua zu nehmen. Unser Bus holte uns am Schultor ab und die Reise wurde in Richtung Hangzhou fortgesetzt. Der Weg führte uns in das touristische Aushängeschild der Region, zum Westsee, wo wir mit Bootstour und Rundgang die landschaftlichen Schönheiten erwanderten und später am Abend auch die Altstadt kennenlernten. Ein Besuch einer großen buddhistischen Tempelanlage rundete das Kulturprogramm des Tages ab. Reiseführer Wai gab uns dabei umfangreiche Hintergrundinformationen zu Land und Leuten. Übernachtet wurde im Stadtzentrum. War Jinhua eine „kleine beschauliche Stadt“ so hatten wir nun schon mit Hangzhou – der Hauptstadt der Provinz Zhejang – die nächste Größenstufe mit 8,8 Mio. Einwohnern erreicht. Entsprechend mehr Verkehr und mehr Unruhe herrschten in der Stadt.
Am Sonntag ging es dann nach einer ausführlichen Besichtigung einer nahen Teeplantage, einer Teezeremonie und natürlich dem Teemuseum in Richtung Shanghai. Durch den Sonntag als Reisetag hatten wir glücklicherweise weniger Verkehr und erreichten zügig die größte und wohl bedeutendste Industriestadt der Region, vielleicht auch Chinas. In Richtung 24 Mio. Einwohnern geht die Entwicklung dieser Stadt und sie hat sicher den Begriff „Mega-City“ verdient. Jinhua war dagegen ein „ruhiges weitläufiges und grünes Städtchen“.
Nach dem Bezug unserer Hotelzimmer in Nähe des Bahnhofs gelangten wir mit U-Bahn und per Pedes ging die City: „Nanjing Road“ und „Bund“ war das Muss am Nachmittag. Von der gigantischen Skyline Pudongs waren alle beeindruckt. Noch mehr begeisterte der Blick vom 492 m hohen World Financial Tower auf das nächtliche Shanghai. (Der „Flaschenöffner“ war zur Zeit unseres Besuches noch das höchste für Besucher zugängliche Gebäude Shanghais.) Wir hatten nicht damit gerechnet, dass in der Weltstadt Shanghai schon um 23.00 Uhr der U-Bahn-Verkehr eingestellt wurde. Demzufolge durften wir Taxis für die Rückfahrt zum Hotel nutzen, mit Unterstützung von Ying Wu Duan funktionierte auch dies reibungslos!
Der nächste Tag war dann wieder mit einer Reisebegleitung und Bus gestaltet, ruhige Parks in Shanghai, Yu Garden, ein Altstadtbereich aber auch eine Fahrt mit dem Transrapid standen auf dem Programm – abgerundet wurde der Tag mit Einkäufen in Pudong.
Den Zoo von Shanghai mit den berühmten Panda-Bären und das Wasserdorf Zhujiajiao besuchten wir am letzten Tag. In diesem Wasserdorf retteten einige Schüler zahlreiche Wasserschildkröten (unter Einsatz letzter Yuan) aus der Gefangenschaft und überführten sie auf der folgenden Bootstour in die Freiheit. Der letzte Abend wurde in Shanghai verbracht, einige wenige suchten noch den Weg zum Paulaner in Shanghai, wo man die Reise ausklingen ließ. Am 13.4.2016 hieß es schon um 4 Uhr morgens Abfahrt zum Flughafen in Pudong. Wegen dichten Nebels startete unser Flugzeug verspätet, dennoch erreichten wir in Dubai pünktlich den Anschlussflug. Mit einem Zeitunterschied von sechs Stunden landeten wir wohlbehalten am späten Abend des 14. Reisetages in Düsseldorf und kamen in der Nacht gesund und müde in Düren an.
Wir bedanken uns an dieser Stelle herzlich, dass wir in der Foreign Language School mit der Schulleitung Herrn Fang Jiahong in Jinhua zu Gast sein durften. Insbesondere die DeutschlehrerInnen haben unseren Austausch hervorragend begleitet. Die Gastfamilien haben mit ihrer überwältigenden Gastfreundschaft dazu beigetragen, dass die Reise zu einem unvergesslichen Erlebnis geworden ist. Daneben gilt unser Dank auch dem Partnerschaftsverein Düren-Jinhua und hier speziell Herrn Göddertz, der unsere Fahrt auf allen Ebenen unterstützt hat. Ohne seine langjährige Arbeit für die Partnerschaft zwischen Düren und Jinhua hätte diese Fahrt nicht so erfolgreich werden können. In Jinhua unterstützte uns auch das Foreign and Overseas-Chinese Affairs Office in Person von Frau Xu Shufang unsere Studienreise. Dem Reisebüro Elan in Düren danken wir für die gute Planung und Organisation unserer Studienreise. Unsere muttersprachliche Begleitung Frau Ying Wu Duan war auf der ganzen Reise eine wertvolle Hilfe für Schüler und Lehrer – jede Frage konnte mit ihrer Hilfe beantwortet werden und tiefe Einblicke in die chinesische Kultur und Lebensweise wurden so leichter möglich. Wiederholen sollte man die Reise in das ferne China sicherlich – unsere Erfahrungen im Reich der Mitte waren durchweg positiv.
Ein interessantes Angebot in der Region Jinhua gibt es übrigens für junge Studenten aus Deutschland. Im Jinhua-Homestay-Projekt wird Studenten und frisch Examinierten ein dreiwöchiger Aufenthalt in der Region Jinhua und dort in historischen Dörfern kostenneutral angeboten. Selbstständig muss man bis Shanghai anreisen. Nähere Infos gibt es auf der Webseite www.jinhua-homestay.com und per EMAIL von Mrs. Xu Shufang info@jinhua-homestay.com – idealerweise in Englisch.
UPDATE: Ein Erfahrungsbericht der Schülerin Isabel Drenckberg, die am China-Austausch teilgenommen hat, findet sich hier.
Text und Fotos: Bt und Kln